Die AfD traut sich nicht: keine einheitliche Strategie zur Bundestagswahl

Demonstration von “Aufstehen gegen Rassismus”. Ein Aufschrei gegen die rechtspopulistische "Alternative für Deutschland" (AfD). (Foto: U. Stephan, r-mediabase). Quelle: antifa.vvn-bda.de

 

Die politischen Querelen innerhalb der „Alternative für Deutschland“ gehen weiter. Die Rechtspopulist*innen können sich nicht auf eine einheitliche Strategie zu den im September anstehenden Bundestagswahlen einigen. Deshalb gibt es nun zwei Kampagnen.

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Die AfD zieht nach kontroversen Diskussionen mit zwei unterschiedlichen Kampagnen in den Bundestagswahlkampf. Das geht aus einer Mail des Bundesgeschäftsführers Hans-Holger Malcomeß hervor, die dem stern vorliegt. Die zentrale Kampagne des Bundesvorstands, die zuerst dem Bundeskonvent der AfD vorgestellt und vergangenen Freitag in der Telefonkonferenz der Landesvorsitzenden kritisch diskutiert wurde, ist demnach nicht bindend. Auch die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel zeigte sich nach „stern“-Informationen wenig überzeugt von der Kampagne des Bundesvorstands, die auf den Claim „Trau Dich, Deutschland!“ vertraut. [1]

Der aktuelle Zustand der AfD ist darin mit deutlichen Worten beschrieben. stern-Recherchen zeigen, dass nach der Vorstellung heftige Diskussionen aufkamen, die sich in der Telefonkonferenz der Landesvorsitzenden vergangenen Freitag wiederholte. Das Ergebnis ist pikant: Die Partei konnte sich nicht auf eine zentrale Plakatkampagne einigen. Sie geht deshalb mit zwei unterschiedlichen Linien in den Bundestagswahlkampf. [2]

Der „stern“ zitierte aus einer 74-seitigen Präsentation der Vorstandskampagne. Die Kampagnenmacher bescheinigen der AfD demnach ein „Riesen-Image-Problem“. Die Partei sei „das Gegenteil von dem, was sich in der Werbung ein happy product nennt“. Ihr fehle die Anbindung „an die moderne, weibliche Erlebniswelt“. Das solle die Kampagne ändern. [3]

„Der Köder muss den Fischen schmecken, nicht dem Fischer!“, schreiben die Macher, und: „Es muss sich gut anfühlen, sonst weicht der politische Konsument einem Diskurs aus. Die Anknüpfpunkte zwischen ihren Zielen und der aktuellen Lebenswelt der Menschen müssen subtil und nicht mit dem ‚blauen Holzhammer‘ gesetzt werden.“ [4]

Vorbild sind Imagekampagnen wie jene der RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“, die in der Präsentation auch gezeigt wird. Wörtlich heißt es: „Wir setzten optisch auf die Buntheit z.B. von populären TV-Formaten wie ‚Bauer sucht Frau‘. Wir kommen wie eine Lifestyle-Kampagne daher, präsentieren uns bewusst harmlos, um die Blockade der bürgerlichen Kreise zu überwinden.“ [5]

Denn die beiden Motivserien veranschaulichen unterschiedliche Vorstellungen über das erwünschte Partei-Image und über die Art und Weise, wie sie politisch agieren soll. Der Bundesvorstand will die AfD vom Ruch finsterer Miesepetrigkeit befreien und setzt auf eine Kombination aus Spaßbemühen und mehrdeutiger Aggressivität. Die Bayern-Serie hingegen illustriert einen Habitus warnender Entschlossenheit und versucht, programmatischen Ernst mit harter Forderungsrhetorik zu verbinden. [6]

AfD-Landesverbände, die sich für die Kampagne der Bayern-AfD entscheiden, müssen allerdings tiefer in die Tasche greifen. „In diesen Fällen entfällt nach derzeitiger Beschlusslage des Bundesvorstandes der 20-Prozent-Zuschuss des Bundesverbandes zu den Druckkosten“, schreibt Bundesgeschäftsführer Malcomeß. [7]

Fußnoten:

[1] http://www.presseportal.de/pm/6329/3653186

[2] http://www.stern.de/politik/deutschland/afd-wahlkampagne-entzweit-die-partei-7483008.html

[3] https://www.welt.de/newsticker/news1/article165279055/AfD-geht-mit-zwei-verschiedenen-Kampagnen-in-den-Bundestagswahlkampf.html

[4] http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2017-afd-geht-mit-zwei-verschiedenen-kampagnen-in-den-wahlkampf_id_7217619.html

[5] http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2017-afd-geht-mit-zwei-verschiedenen-kampagnen-in-den-wahlkampf_id_7217619.html

[6] https://www.welt.de/politik/deutschland/article165297337/Was-setzt-die-AfD-gegen-Burkas-Alkohol-oder-Frauenrechte.html

[7] http://www.presseportal.de/pm/6329/3653186