Kurzbericht und Presseschau zum Naziaufmarsch in Demmin

Kreativer Protest gegen den Fackelmarsch der Nazis am 8. Mai 2017 in Demmin.

 

Weniger als 200 Nazis fanden den Weg zum „Ehrendienst“ dieses Jahr nach Demmin. Auch wenn sich die rechtsextreme Szene hierzulande betont kämpferisch gibt, ist ihre Mobilisierungsschwäche kaum zu übersehen. Dennoch sicherte die Polizei den Aufmarsch mit einem überdimensional großem Aufgebot und kriminalisierte die Gegenproteste.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Seit 10 Jahren marschieren Nazis am 8. Mai durch Demmin, um die Befreiung vom Nationalsozialismus als eine Niederlage umzudeuten. Obwohl der Tag zum festen Termin im Jahreskalender der hiesigen rechtsextremen Szene gehört, konnte der Aufmarsch kaum an vergangene rechte Aufzüge in Demmin anknüpfen.

Schwäche der Naziszene in M-V auch in Demmin spürbar

Anders als in den vergangenen Jahren verzichteten die Nazis dieses Mal auf einen Theaterzug, bei dem die Nazis versuchten einen Track von Vertriebenen darzustellen. Stattdessen trugen sie weiße Holzkreuze mit lokalen Städtenamen vor sich her.

Die Mobilisierung im Vorfeld beschränkte sich größten Teils auf szeneinterne Bekanntmachungen. Lediglich ein paar Werbebanner im Internet wiesen auf den Aufmarsch hin. Nicht einmal 200 Menschen nahmen letztlich an dem geschichtsrevisionistischen Aufzug teil, das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Beteiligten sich in den vergangenen Jahren auch Demminer*innen mit ihren Familien an dem Fackelmarsch, blieb es dieses Jahr größten Teils bei dem harten Kern der neofaschistischen Szenekern.

Protest gegen Aufmarsch von Polizei massiv behindert

Die Polizei schütze mit 800 Beamt*innen, die teilweise aus anderen Bundesländern nach Demmin kamen, den Aufzug und versperrte mit Hamburger Gittern und Polizeiautos die Seitenstraßen zur Naziroute ab. Wie in den vergangenen Jahren schirmte die Polizei den Aufmarsch stark ab, die eingesetzten Polizist*innen setzen massiv Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Demonstrant*innen, von denen etwa 400 nach Demmin gekommen waren, ein und verwehrten ihnen teilweise den Zugang zu angemeldeten Mahnwachen. Selbst eine symbolische Blockade am Luisentor, wie in den vergangenen Jahren, fand in diesem Jahr nicht statt.

Die geringere Teilnahme und die regelrecht lustlose Durchführung des Aufmarsches zeigt einmal mehr, wie sehr die hiesige Nazis-Szene, insbesondere seit dem Verlust der NPD-Landtagsfraktion, immernoch schwächelt. Dennoch ist der geschichtsrevisionistische Aufzug in Demmin ein fester Termin, an dem sich zumindest der harte Kern der Naziszene aus Mecklenburg und Vorpommern trifft – auch wenn NPD-Größen wie Udo Pastörs, dem Aufzug fern blieben.

Presseschau:

NPD-Aufmarsch in Demmin: Live-Ticker zum Nachlesen (Nordkurier) 08.05.17

Proteste gegen Fackelzug Rechtsextremer (SVZ) 08.05.17

Polizeilicher Einsatz anlässlich mehrerer Veranstaltungen am 08. Mai 2017 in Demmin (Focus) 08.05.17

8. Mai – Liveticker aus Demmin (Webmoritz) 08.05.17

Polizei geht gegen Demonstranten in Demmin vor (NDR) 09.05.17 (mit Video)

Friedlicher Protest gegen Fackelzug Rechtsextremer (Abendblatt) 09.05.17

Friedlicher Protest gegen Fackelzug Rechtsextremer (Die Welt) 09.05.17

Proteste gegen NPD-Aufmarsch in Demmin (Neues Deutschland) 09.05.17

Wenn Neonazis trauern: Von „Greuelmärchen“ und einem SS-Mann (Endstation Rechts.) 09.05.17

Proteste gegen Nazi-Aufmarsch mit einigen Zwischenfällen (AKJ Greifswald) 09.08.17

Großes Polizeiaufgebot setzt Naziaufmarsch in Demmin durch (Demmin Nazifrei) 09.05.17

Polizei übt Druck auf Busunternehmen aus und behindert Anreise von Gegendemonstranten (Fleischervorstadt Blog) 09.05.17

Eine Fotoreihe zum Naziaufmarsch in Demmin von Nils Borgwardt gibt es hier.