Nach Motorschaden: „Identitäre“ im Mittelmeer benötigen Hilfe von Flüchtlingsretter*innen

Die neurechte „Identitäre Bewegung“ will Flüchtlinge und Hilfsorganisationen mit Mittelmeer jagen. Jetzt sind die „Identitären“ selbst in Seenot geraten und benötigen Hilfe – von Flüchtlingsretter*innen.

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Es ist wirklich nicht der Sommer der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ und ihrem Schiff „C-Star“. Nachdem vor zwei Wochen fünf tamilische Mitglieder aus ihrer Crew Asyl beantragt hatten und die Identitären kurzzeitig der Schlepperei verdächtig waren, gerieten sie nun wegen eines Motorschadens in Seenot. [1]

Retten soll die Rechtsextremen ausgerechnet die Sea-Eye. Das Schiff der gleichnamigen deutschen NGO tut genau das, was die Identitären mit ihrem Boot verhindern wollen: Schiffbrüchige retten. [2] Die Flüchtlingsrettungsorganisation beruft sich auf Informationen der EU-Marine-Mission Sophia. Das Schiff der Identitären sei „mit einem Maschinenschaden manövrierunfähig und der Hilfe bedürftig“, schreibt Sea-Eye. [3]

Michael Buschheuer, der Vorsitzende von Sea-Eye e.V., schreibt auf Facebook trocken: „In Seenot Geratenen zu helfen, ist die Pflicht eines jeden, der auf See ist – unterschiedslos zu ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Gesinnung.“ [4]

Die „C-Star“ habe nur ein kleineres technisches Problem, schreiben hingegen die Identitären von „Defend Europe“ auf Twitter. Nach internationalen Kollisionsverhütungsregeln werde das Schiff deshalb als „nicht unter Kommando“ gehandelt. Das heißt: Es ist nicht manövrierfähig. Diese Information sei an andere Schiffe herausgeschickt worden. [5]

Buschheuer vermutete bereits, dass die „C-Star“ ein Problem habe, da sie in den vergangenen Tagen „an der selben Stelle rumgedümpelt“ sei. Bürgermeister auf Sizilien und Kreta sowie Gewerkschaften und Fischer in Tunesien hatten zuvor gegen eine Versorgung des Schiffes protestiert. [6]

Ein Sprecher von Sea-Eye übte aber scharfe Kritik an den Zielen der „C-Star“-Aktivisten. Ihnen gehe es um ein „großangelegtes Propaganda-Manöver“ gegen Flüchtlinge und ihre Helfer im Mittelmeer. Sie beschränkten sich einseitig auf die Forderung, die Menschen zurück nach Afrika zu bringen. Der Sea-Eye-Sprecher kritisierte zudem die jüngste Drohung Libyens, gegen Flüchtlingshelfer vor der eigenen Küste vorzugehen. Die rechtsextremen Aktivisten hatten die libysche Ankündigung dagegen auf Twitter als „Sieg für die Verteidigung Europas“ bezeichnet. [7]

Fußnoten:

[1] https://www.vice.com/de/article/3kkn78/anti-fluchtlingsboot-der-identitaren-ist-in-seenot-und-wird-von-fluchtlingsrettern-gerettet

[2] https://www.vice.com/de/article/3kkn78/anti-fluchtlingsboot-der-identitaren-ist-in-seenot-und-wird-von-fluchtlingsrettern-gerettet

[3] http://taz.de/Identitaere-im-Mittelmeer/!5439366/

[4] https://www.vice.com/de/article/3kkn78/anti-fluchtlingsboot-der-identitaren-ist-in-seenot-und-wird-von-fluchtlingsrettern-gerettet

[5] http://taz.de/Identitaere-im-Mittelmeer/!5439366/

[6] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1060279.c-star-rechtsradikale-identitaere-in-seenot.html

[7] http://www.n-tv.de/politik/Identitaere-befinden-sich-in-Seenot-article19979524.html