Der Warschauer Aufstand

Am ersten August jeden Jahres feiert Polen den Jahrestag des Beginns des Warschauer Aufstandes. Antifaschist*innen aus ganz Europa und darüber hinaus feiern mit. Polen war das erste Land, das 1939 vom NS-Reich überfallen und besetzt wurde. Kein anderes Land hatte länger und härter mit der deutschen Besatzungspolitik zu kämpfen.

Vorbereitungen zum Aufstand

Der von der sogenannten polnischen Heimatarmee geplante und durchgeführte Aufstand war die größte Einzelerhebung während des gesamten Zweiten Weltkrieges auf von Deutschen besetztem Territorium. Über 45.000 Kämpfer standen der polnischen Heimatarmee zu Verfügung, dennoch war die Ausrüstung mit weniger als 5.000 Gewehren, extrem wenig Munition und so gut wie keinen schweren Waffen mehr als unzureichend. Aus Ermangelung an Ausrüstung besorgten sich die polnischen Aufständischen Waffen und Munition von gefallenen Deutschen oder bauten sich in geheimen Fabriken Waffen, Munition und sogar Panzern selber.

Die Heimatarmee, die größten Teils aus Bürgerlichen, polnischen Nationalisten und Kirchgängern bestand, wollte die polnische Hauptstadt befreien, bevor die anrückende Rote Armee die Stadt befreien konnte. Eine selbstständige Stadt, die nicht unter bürgerlicher und nicht unter vermeintlich kommunistischer Herrschaft stand, sollte den eintreffenden Sowjetsoldaten präsentiert werden können. Für die polnische Kirche sowie für viele Nationalisten war eine mögliche sozialistische Regierung fast genauso schlimm, wie das jahrelange Terrorregime der Nazis.

Das Ende des Aufstands

Doch trotz der Entschlossenheit und dem Mut der polnischen Kämpfer, schlugen die deutsche Wehrmacht und SS – darunter die Formation Dirlewanger, eine der berüchtigsten und blutrünstigsten SS-Einheiten – den Aufstand schließlich nach 63 Tagen, am 1. Oktober, nieder. Die Rote Armee wartete während der zwei Monate am Stadtrand Warschaus, bis der Aufstand von der Wehrmacht und der SS niedergeschlagen wurde. Ob sie auf das Ende des Aufstandes wartete, um einen polnischen Nationalstaat zu verhindern, oder ob die vor der Stadt stehenden Divisionen tatsächlich Zeit für eine Umstrukturierung brauchten, ist bis heute nicht geklärt.

Als Vergeltung für den Aufstand befahl Hitler, die Stadt dem Erdboden gleich zumachen. Mehrere zehntausende Zivilisten und Aufständische wurden ermordet, aus Warschau verschleppt oder verjagt. Mehr als drei Viertel der gesamten Bausubstanz der Stadt wurden von deutschen Pioniereinheiten gesprengt, noch während die Wehrmacht und SS gegen die Rote Armee am Stadtrand kämpfte.

Unsere Verantwortung

Jedes Jahr um 12 Uhr halten in Warschau und anderen polnischen Städten alle Einwohner für eine kurze Weile inne, um an den Aufstand und die damit verbundenen Opfer und Hoffnungen zu erinnern. Mit Trauer und Hoffnung erleben die Jungen heute, wie die Alten an ihre vergangenen Taten erinnern. Nun haben wir die Verantwortung – egal ob Polen, Deutsche, Italiener, Franzosen oder Russen – die Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit fortzuführen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.