Die Schlacht um Stalingrad

Stalingrad – kaum ein anderer Name steht so symbolhaft für den Zweiten Weltkrieg wie der Name dieser Stadt an der Wolga. Es war eine Millionenmetropole, die für die geschwächte Sowjetunion Anfang der 1940er Jahre lebenswichtig war. Hilfeleistungen der westlichen Alliierten kamen hier über die Wolga, in den Rüstungsbetrieben wurden die neuesten Waffen gegen Hitler-Deutschland gebaut. Die Stadt, die heute Wolgograd heißt, war eines der Zentren der sowjetischen Gesellschaft.

Noch heute – fast ein dreiviertel Jahrhundert nach der Schlacht – werden Ausgrabungen in und um die Stadt vorgenommen, immer noch werden Überreste von Soldaten und Zivilisten, Höhlen in die die Menschen sich zurückgezogen hatten weil ihre Häuser zerstört worden waren, Blindgänger von Granaten und Fahrzeugwracks gefunden.

Die Ausgangslage vor der Schlacht

Nachdem die Wehrmacht im Jahr zuvor die sowjetische Hauptstadt Moskau nicht nehmen konnte, wurde im Sommer 1942 von der deutschen Generalität bereits eine neue Offensive geplant. Ziel war es, die Ölfelder im Kaukasus einzunehmen, um auch in Zukunft den Krieg gegen die riesige Sowjetunion, führen zu können. Die deutsche Industrie und Armee waren auf das Öl angewiesen. Umso verheerender war es, dass Hitler der deutschen Generalität befahl, gleichzeitig die an dem Fluss Wolga liegende Stadt Stalingrad einzunehmen. Die Stadt war eine der größten Rüstungsstädte der Sowjetunion, die Wolga eine der wichtigsten Nachschublinien für die sich 1942 immer noch in der Defensive befindlichen Roten Armee. Hilfsgüter aus den USA gelangten über den Fluss genauso wie anderes Kriegsmaterial für die sowjetischen Verteidiger*innen.

Beide Ziele – der Kaukasus und Stalingrad – gleichzeitig anzugehen, bedeutete zum einen eine weitere Aufsplitterung der ohnehin schon stark geschwächten deutschen Divisionen und provozierte zum anderen eine starke und großangelegte sowjetische Gegenoffensive geradezu. Trotzdem wurde die Heeresgruppe Mitte in zwei Unterheeresgruppen aufgeteilt: Während die Heeresgruppe A auf den Kaukasus vorstieß, rückte die Heeresgruppe B direkt auf Stalingrad vor. Die geplante Eroberung bekam den Namen Operation Blau.

Adolf Hitler glaubte, dass die Sowjetunion im ersten Kriegsjahr ihre Reserven, sowohl Mensch wie Material, aufgebraucht hätte. Tatsächlich wurden große Teile der Rüstungsindustrie hinter den Ural verlagert. Diese produzierte bis Anfang 1942 über 4.000 Panzer, etwa 3.000 Kampfflugzeuge, sowie knapp 15.000 Geschütze und über 50.000 kleinere Granatwerfer. Das Stawka, das sowjetische „Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers“, schätzte, dass noch etwa 16 Millionen sowjetische Bürger*innen im wehrfähigen Alter gegen die deutsche Wehrmacht ins Feld ziehen können. Die sowjetische Kriegswirtschaft lief also auf Hochtouren und die Fabriken östlich des Urals waren weder für deutsche Bodenverbände, noch für die deutsche Luftwaffe in irgend einer Art erreichbar. Gleichzeitig spitzte sich für die Wehrmacht die Nachschublage stetig zu, Rüstungsfabriken wurden immer häufiger von alliierten Bomberverbänden angegriffen und im Gegensatz zur unendlich erscheinenden Sowjetunion verfügte das Deutsche Reich nur in geringem Maße über natürliche Rohstoffe.

Angriff auf die Metropole an der Wolga

Dem Sturm der Stadt durch deutsche und verbündete Truppen – zu denen italienische, rumänische, kroatische und ungarische Verbände zählten – ging die massive Bombardierung der Stadt voraus. Wohnviertel und öffentliche Gebäude wurden genauso angegriffen, wie Rüstungsfabriken. Schon am ersten Tag starben über 600 Zivilist*innen, dennoch verbot Stalin die Evakuierung der 600.000 Einwohner*innen in der Stadt. Insgesamt warf die deutsche Luftwaffe etwa 100.000 Tonnen Bomben auf die Wolga-Metropole. Die Bombardierungen sollten den letzten Widerstand in der Stadt brechen, tatsächlich nutzte die weitgehende Zerstörung im weiteren Schlachtverlauf eher den Verteidiger*innen. Die Rotarmist*innen kannten sich in den Trümmern ihrer Stadt gut aus, wogegen die sieggewohnten deutschen Panzerkräfte in den Straße nur schwer agieren konnten und schon in den Anfangskämpfen hohe Verluste erlitten.

Am 23. August 1942 erreichten deutsche Voraustruppen die äußeren Viertel der Stadt. Der Widerstand vor und in der Stadt selbst war jedoch weitaus heftiger, als alle Generäle in der Wehrmacht, ihrer Verbündeten und natürlich Adolf Hitler geglaubt hatten. Da der Bevölkerung die Flucht verboten war, um angeblich die Kampfmoral der Soldaten zu stärken, beteiligten sich auch Zivilist*innen auf verschiedenste Arten an der Verteidigung Stalingrads: Gräben wurden ausgehoben, Schutt weggetragen, Nachschub an die kämpfenden Einheiten herangebracht. Diese und andere Aufgaben waren nicht weniger gefährlich als das direkte Kämpfen gegen die Wehrmacht und deren Verbündeten. Über 40.000 Frauen, Kinder und alte Menschen starben alleine in den ersten Wochen der Schlacht. Weder die Faschisten, noch die Rote Armee nahmen besondere Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Tausende verhungerten schlicht oder starben den Kältetot, nachdem nahezu alle Gebäude der Stadt durch Luftangriffe oder Artillerie zerstört worden war und die Bevölkerung in selbst gegrabenen Höhlen leben musste.

Nach der Verhängung des Belagerungszustands in der Stadt wurde der bisherige Befehlshaber der sowjetischen Truppen abgelöst. Ihm folgte der damalige Generalleutnant Wassili Tschuikow, einer schon zu diesem Zeitpunkt bekanntesten sowjetischen Generäle. Trotz des zähen Widerstands rückte die Wehrmacht immer weiter vor und drängte die Rote Armee weiter zurück. Trotzdem kam der Nachschub für die Rote Armee ununterbrochen über die Wolga herangefahren. Dem gegenüber stand eine sich ständig verschlechternde Versorgung der deutschen und verbündeten Einheiten. Ihr Nachschub kam unzureichend, da die hinteren Verbindungswege Angriffen durch sowjetische Flugzeuge und Partisanengruppen bedroht wurden. Dazu kamen die unendlich weit erschienenen Wege und der immer lebensfeindlicher werdende Winter. Schließlich hielten Einheiten der Roten Armee nur noch wenige hunderte Meter Landstreifen westlich der Wolga. Die Wehrmacht, so schien es, würde die Stadt trotz der prekären Versorgungslage und der hohen Verluste, doch einnehmen.

Operation Uranus – Die Einkesselung

Die Wehrmacht hatte weite Teile der sowjetischen Rüstungsmetropole an der Wolga erobert. Lediglich wenige quadratkilometergroße Gebiete west-lich der Wolga hielt die Rote Armee noch. Doch trotz des scheinbaren Erfolgs der Wehrmacht ging der deutschen Armee der Atem aus. Immer weiter nach Osten hatte die deutschen Generalität und ihr „Führer“ Adolf Hitler die deutschen Armeen getrieben, um den Wahn vom „Lebensraum im Osten“ für das Deutsche Reich zu verwirklichen. Während die deutschen und verbündeten Truppen sich weiter verausgabten, plante General Tschuikow bereits den Entsatz der Stadt. Eine großangelegte Zangenbewegung sollte die Invasoren in der Stadt einschließen und sie schließlich vernichten. Das erste Mal in diesem Krieg sollte die Rote Armee eine größere Offensive gegen Nazi-Deutschland führen.

Am 19. November 1942 begann die Operation Uranus, die Einschließung der deutschen Truppen in Stalingrad. Zwar hatten einzelne Spähtrupps in den vergangenen Wochen immer wieder starke sowjetische Truppen gesichtet, die sich nördlich und südlich der Stadt formierten, solche Berichte wurden von der deutschen Generalität aber als unrealistisch abgetan. Man wollte sich – verblendet in dem Glauben der eigenen Unbesiegbarkeit – nicht vorstellen, dass die angeschlagene Sowjetunion noch zu größerem Widerstand in der Lage sei.

So überraschte der Angriff der Roten Armee die Achsenverbände völlig. Die Angriffe wurden zunächst auf die rumänischen Einheiten konzentriert, hier waren die Linien der Deutschen und ihrer Verbündeten am schwächsten. Schlechtes Wetter verhinderte zudem den Einsatz von Görings Luftwaffe, wodurch der Widerstand nahezu bei null lag. Auch deutsche Panzertruppen, die sich der Roten Armee entgegenwerfen sollten, konnten den Ansturm nicht verhindern, zudem nur ein paar dutzend Panzer fahrbereit waren. Von Norden und Süden griffen starke sowjetische Verbände, unterstützt durch schwere Artillerie, die geschwächten deutschen Linien an und kesselten sie in einer riesigen Zangenbewegung am 24. November endgültig ein. Nicht einmal eine Woche hatte es gedauert, bis die Stadt umzingelt war.

Gefangen im Kessel

Nachdem die sechste Armee zusammen mit verbündeten Truppen in Stalingrad eingekesselt war, gab es sowohl von General Friedrich Paulus, dem Befehlshaber der deutschen Truppen, sowie vom deutschen Oberkommando Überlegungen, wie man die Situation entschärfen könne. Einen Ausbruch aus Stalingrad schloss Hitler kategorisch aus. Am 24. November beschloss er, dass die sechste Armee aus der Luft versorgt werden sollte. Göring, der von Anfang an für eine Luftbrücke plädierte und mit den vermeintlichen Möglichkeiten seiner schon Ende 1942 stark dezimierten Luftwaffe prahlte, erfreute die Entscheidung des „Führers“ außerordentlich. Eine Armee wie der deutsche Eliteverband an der Wolga brauchte täglich etwa 550 Tonnen Versorgung. An den besten Flugtagen wurden nicht einmal 300 Tonnen Nachschub in den Kessel geflogen, die Luftbrücke konnte mehrere hunderttausende Soldaten auf die Dauer also nicht versorgen.

Die Luftbrücke hatte über Stalingrad hinaus Bedeutung für die deutsche Luftwaffe. Um die Luftversorgung zu gewährleisten, wurde unter anderem das Ausbildungsprogramm der Luftwaffe angehalten – neue Fliegerrekruten wurden nur noch im sehr beschränktem Umfang ausgebildet. In anderen Regionen wurden Flüge stark dezimiert, um Kapazitäten für die Luftbrücke freizubekommen. Insgesamt gingen über 500 Transportmaschinen verloren, etwa die Hälfte aller über Stalingrad eingesetzten Flugzeuge.

Durchschnittlich konnten gerade einmal 94 Tonnen Material pro Tag durch die Luftwaffe nach Stalingrad geflogen werden, weshalb die Brotrationen der kämpfenden Soldaten immer weiter reduziert wurden. Von 300 Gramm zu Beginn der Kesselschlacht wurden die Verpflegung zuletzt auf 60 Gramm zusammengekürzt. Verwundete erhielten zum Ende der Schlacht gar keine Verpflegung mehr.

Operation „Wintergewitter“ – Der Entsatzversuch

Hitler hatte der sechsten Armee einen unbedingten Haltebefehl gegeben. Ein Ausbruch oder gar eine Kapitulation der sechsten Armee sollte ausgeschlossen, die Stadt Stalingrad um jeden Preis gehalten werden.

Es wurde immer deutlicher, dass die sechste Armee die Situation alleine nicht stabilisieren konnte und diese Verstärkung dringend brauchte. Generalfeldmarschall Erich von Manstein, der schon die berühmt-berüchtigte Sichelschnitt-Operation, der Überfall auf Frankreich 1940, geplant hatte, sollte nun eine Entsatzarmee aufstellen und eine Bresche zu den eingeschlossenen Stalingrad-Einheiten freikämpfen. Das Unterfangen war jedoch mehr als schwierig, nicht nur weil der Kessel in und um Stalingrad durch die Rote Armee immer enger gezogen wurde, sondern auch, weil gleichzeitig weitere sowjetischen Einheiten nach Westen vorrückten und die Ostfront sich damit immer weiter von Stalingrad entfernte. Zudem wurden die Divisionen der Wehrmacht ständig geschwächt. Dennoch griff Manstein mit der vierten Panzerarmee unter dem Befehl von Generaloberst Hoth und weiteren Panzertruppen an. Die Panzerdivisionen erhielten die modernsten Waffen, die die deutsche Rüstungsindustrie aufbieten konnte. Tiger I Panzer, neue Sturmgewehre und winterfeste Ausrüstung sollten der zahlenmäßig weit unterlegenden deutschen Panzertruppe den Durchbruch ermöglichen. Der Spruch „Haltet aus, der Führer haut euch raus!“ sollte den eingeschlossenen Landsern – so der Begriff für den einfachen Soldaten der Wehrmacht – letzten Mut geben. Doch zu dem Entsatz kam es nicht. Zwar hatte die sechste Armee bereits ihre letzten schweren Geschütze und weiteres Gerät gesprengt, um bei einem Ausbruch schneller nach Westen vorstoßen zu können, aber der Angriff der Panzergruppe Hoth wurde durch starken sowjetischen Widerstand aufgehalten. Die Truppen der Roten Armee stellten sich zur Operation Saturn, die die gesamte Heeresgruppe Süd der Wehrmacht einschließen sollte, auf und verhinderten durch ihre neuerliche Offensive den Entsatz Stalingrads. Nun war es klar, die sechste Armee würde Stalingrad weder verlassen, noch halten können.

Operation Kolzo – Das Ende

Nachdem die Rote Armee erfolgreich den Entsatz Stalingrads durch die Panzergruppe Hoth verhindert hatte, gingen Tschuikows Truppen zur Operation Kolzo, zu deutsch „Ring“, über. Diese sah die Zerschlagung des Kessels um Stalingrad vor und damit die Vernichtung der eingeschlossenen Truppen.

Wie in den Monaten zuvor wurde auch jetzt Haus für Haus gekämpft. Jedes Stockwerk der noch stehenden Gebäude wurde mit Gewehren und Handgranaten und/oder Flammenwerfer erobert. Selbst um Schutthaufen, die etwas Schutz vor dem feindlichen Beschuss gaben, wurde hart gekämpft. Die Flugplätze, auf der Görings Flugzeuge landen sollten, um die eingekesselten Einheiten zu versorgen, wurden einer nach dem anderen von der Roten Armee eingenommen. Der Kessel wurde immer schmaler und schließlich in einen Nord- und einen Südkessel geteilt. Sowjetische Scharfschützen, die gezielt deutsche Offiziere unter Beschuss nahmen, machten die Situation für die Reste der deutschen Truppen noch schlimmer. Die Aussichtslosigkeit für die Wehrmacht war offensichtlich. Dennoch traute Paulus sich nicht, mit seiner Armee zu kapitulieren, hatte er doch vom vermeintlichen „Führer“ persönlich den Befehl erhalten, bis zum sprichwörtlichen Letzten zu kämpfen. So lehnte er das Kapitulationsangebot der Roten Armee am 10. Januar 1943 zunächst ab. Noch wenige Tage bevor Paulus am 31. Januar 1943 dann doch in sowjetische Kriegsgefangenschaft ging, beförderte Hitler ihn zum Generalfeldmarschall. Noch nie war ein Wehrmachtsgeneral dieses Ranges in Gefangenschaft gegangen. Hitler erwartete, dass Paulus sich umbringen würde. Am 2. Februar wurden die Kampfhandlungen mit der Kapitulation der sechsten Armee offiziell eingestellt. Dennoch verschanzten sich weiterhin kleine Gruppen von deutschen Soldaten, die nach wie vor auf Rotarmisten und die Zivilbevölkerung schoss, sodass es auch im März desselben Jahres noch zu Scharmützeln kam. Insgesamt gingen rund 91.000 deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, von denen schließlich nur etwa 6.000 nach dem Ende des Krieges wieder nach Deutschland gelangten.

Die Narben des Krieges

Die Schlacht von Stalingrad gilt als psychologische Wende des Zweiten Weltkrieges. Tatsächlich war das Deutsche Reich bereits vorher in einer aussichtslosen Kriegslage. Als die Schlacht um Moskau 1941 verloren ging war klar, dass die Sowjetunion nicht wie ein „Koloss auf tönernen Füßen“ zusammenbrechen würde, so wie Hitler es immer prophezeit hatte. Trotz der verheerenden Niederlage an der Wolga konnte die Wehrmacht in kleineren Abschnitten der Ostfront ab und zu die Initiative zurückgewinnen, eine großangelegte Offensive gegen die Rote Armee war fortan aber nicht mehr möglich. Zu groß waren die Verluste an Menschen und Material, die nicht mehr ersetzt werden konnten. Nach der Rückeroberung der Stadt zählte diese gerade einmal noch 8.000 Einwohner. Erst in den Folgejahren kamen die Menschen in ihre Stadt zurück, die durch deutsche Kriegsgefangene langsam wieder aufgebaut werden würde.

Das Deutsche Reich und seine Verbündeten verloren über 300.000 Soldaten, die Verluste an Soldaten und Zivilisten bei der Sowjetunion lagen weitaus höher. Verschiedene Schätzungen gehen von 800.000 bis über eine Million getöteter oder gestorbener Menschen auf sowjetischer Seite aus. In der bürgerlichen Geschichtsschreibung versucht man bis heute dem katastrophalen Aushalten der sechsten Armee einen Sinn zu geben: „Hätte Paulus früher kapituliert, wäre die Heeresgruppe Süd ebenfalls eingeschlossen worden.“ Das mag militärhistorisch richtig sein, die Verlängerung dieses Krieges – nicht zuletzt mit den Schrecken der Konzentrationslager und dem industriell geplanten und durchgeführten Massenmord an den europäischen Juden in seinem Rücken – darf aus heutiger Sicht aber kein lobenswerter Akt sein.

General Paulus trat während des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses als Zeuge gegen seine ehemaligen Vorgesetzten auf. 1953, nach dem Tode Stalins, zog Paulus in die DDR und lebte bis zu seinem Tod 1957 in Dresden unter der Bewachung der DDR-Obrigkeit. An Paulus bleibt bis heute der bittere Makel der Verantwortungslosigkeit hängen. Als es darum ging, Verantwortung für die hunderttausende von Leben in seiner Armee zu bewahren, traute sich Paulus nicht, seinem „Führer“ zu widersprechen. Erst als es darum ging, seine eigene haut zu retten, hatte er den Mut dies zu tun.

In der Sowjetunion wurde eigens für die Schlacht in und um Stalingrad die „Medaille für die Verteidigung Stalingrads“ ausgelobt, die an Zivilpersonen genauso verliehen wurde wie an Militärangehörige. Etwa 800.000 mal ist diese Auszeichnung bis 1995 verliehen worden. Währen in Europa überwiegend der 8. Mai als Tag der Befreiung begangen wird, feiert man in Russland noch heute den 9. Mai als Tag des Sieges. Die noch lebenden Veteranen der Schlacht nehmen umjubelt von den Jüngeren, noch in der Gegenwart an den jährlichen Militärparaden in Moskau und anderswo teil. Der Sieg über die sechste deutsche Armee in Stalingrad gilt in Russland nach wie vor als eine der entscheidenden Schlachten der Geschichte.