Bauen im Nazi-Staat: die „Deutsche Arbeitsfront“ und die „Organisation Todt“

Es gab keinen Bereich, der nicht versucht wurde von den Nazis zu durchdringen. Für die größenwahnsinnigen Bauvorhaben, wie der „Welthauptstadt Germania“, und militärische Großprojekte, wie dem „Westwall“ waren uniforme Organisationen nötig, die solche Baumaßnahmen umsetzen konnten.

In diesem Beitrag werden in der gebotenen Kürze die „Deutsche Arbeitsfront“ und die „Organisation Todt“ vorgestellt. Grundlage des Textes sind die Beiträge „Deutsche Arbeitsfront“ und „Organisation Todt“ von Wolfgang Benz aus dem Buch „Die 101 wichtigsten Fragen – Das Dritte Reich.

Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) als Gewerkschaftsersatz im Dritten Reich

Am 10. Mai 1933 wurde die DAF gegründet und war schließlich die war die größte Massenorganisation des Dritten Reiches. Rechtlich ein angeschlossener Verband der NSDAP, übertraf die DAF an Mitgliedern die Partei um das Fünffache. 1939 waren etwa 23 Millionen, 1942 etwa 25 Millionen in der Gemeinschaft „aller schaffenden Deutschen“ zusammengeschlossen.

Zweck der DAF war die Beseitigung des demokratischen Systems des Interessenausgleiches zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die DAF war nach der Zerschlagung der Gewerkschaften die nationalsozialistische Einheitsorganisation für Arbeiter, Angestellte, Handwerker und Gewerbetreibende sowie für Arbeitgeber. Sie besaß weder das Recht zum Abschluss von Tarifverträgen noch die Möglichkeit, die auf die Regelung von Arbeits- oder Urlaubszeiten einzuwirken. Aufgabe der Deutschen Arbeitsfront war die „Bildung einer Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen“, so stand es in der entsprechenden Verordnung des Führers. Das hieß: Politische Schulung der Mitglieder im Rahmen einer korporatistischen Gesellschaftsordnng. Diese Aufgabe war aber auch der NSDAP selbst zugewiesen, die in Konkurrenz wischen Partei und DAF war damit programmiert, ebenso eine Serie von Konflikten, die sich daraus ergaben, dass der Chef der Deutschen Arbeitsfront, Robert Ley, gleichzeitig Reichsorganiationsleiter der NSDAP war und die Bürokratie der DAF einer Krake gleich ihre Arme überallhin ausstreckte – 1939 hatte die DAF 44.000 hauptamtliche und 1,3 Millionen ehrenamtliche Mitarbeiter.

Gegliedert in zehn Ämter war die DAF auf allen Gebieten der Sozial- und Wirtschaftspolitik aktiv, veranstaltete den „Leistungskampf der deutschen Betriebe“ und den „Reichsberufswettbewerb“ und besaß zahlreiche Wirtschaftsunternehmen, darunter Wohnungsbaugesellschaften, Bauunternehmen, Versicherungen, Banken Verlage und Druckereien. Durch die Übername des Gewerkschaftsvermögens 1933 und durch die Mitgliedsbeiträge war die DAF finanziell äußerst potent. Die Unterorganisation „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ machte mit ihren Freizeitangeboten die DAF populär, dazu gehörten Kreuzfahrten, Urlaubsaufenthalte und das Volkswagenprojekt.

Militärisch organisiertes Bauwesen: Die Organsiation Todt

1939 wurde die Organisation Todt, zur Durchführung des Baus der militärischen Großanlagen wie dem „Westwall“, der auf 630km Länge von der Schweiz bis Aachen die deutsche Westgrenze mit einer Betonhöckerlinie und 14.000 Bunkern schützen sollte, gegründet. Den Namen hatte sie von ihrem Chef, dem Straßenbauingenieur Fritz Todt, der seit 1922 NSDAP-Mitglied war, der SA angehörte und am 30. Januar 1933 zum „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“ ernant worden war. Todt war nicht nur für den Bau der Reichsautobahnen zuständig, er war auch ab Dezember 1938 als Generalbevollmächtigter für die Regelung der Bauwirtschaft verantwortlich. 1940 war er zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition berufen worden.

Mit der Organsiation Todt (OT) trat eine Arbeitsarmee mit etwa 350.000 Männern ins Leben, die während des Krieges in den besetzten Gebieten eine Stärke von etwa 800.000 deutschen und ausländischen Arbeitern – einschließlich Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen – erreichte. Zu den Aufgaben der OT gehörten schließlich alle militärischen Baumaßnahmen, auch die Bauformationen der Wehrmacht wurden der OT unterstellt. „Frontbauleitungen“ sorgten für die Wiederherstellung zerstörter Infrastruktur. Auch der Bau des „Atlantikwalls“ oblag der Organisation Todt.

Die OT war eine paramilitärische Formation, ihre Angehörigen trugen Uniform Als Sonderorganisation mit speziellem Auftrag, dank ihrer in der NS.Hierarchie hochrangigen personellen Spitze und wegen ihrer relativen Unabhängigkeit von bürokratischen Zwängen galt die OT als effizient. Nachdem Fritz Todt bei einem Flugzeugabsturz im Februar 1942 ums Leben gekommen war, wurde Albert Speer Nachfolger in allen Ämtern, auch als Chef der Organisation Todt.