200 Menschen gedachten NSU-Opfer Mehmet Turgut in Rostock

"Kein Vergeben. Kein Vergessen." - Diese postkartengroßen Aufkleber tauchten kurze Zeit vor dem Jahrestag der Ermordung Mehmet Turguts in Rostock auf.

Trotz eisiger Temperaturen kamen vergangenen Sonntag rund 200 Menschen in den Rostocker Nordosten, um an den vom selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) ermordeten Mehmet Turgut zu gedenken. Noch vor wenigen Tagen wurde das Mahnmal im Rostocker Stadtteil Dierkow beschmiert, zu Provokationen während des Gedenkens kam es jedoch nicht.

Von Franziska Wilke und Julian Feller

Vierzehn Jahre nach dem Mord an Mehmet Turgut ist in Rostock an das NSU-Opfer erinnert worden. Der Imbissverkäufer war am 25. Februar 2004 im Stadtteil Toitenwinkel erschossen worden. Ermittlungen zufolge war die Tat von den Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ begangen worden. [1] Unter den Anwesenden befanden sich unter anderem Kommunal- und Landespolitiker sowie zahlreiche in Rostock engagierte Personen, beispielsweise von der Organisation Rostock hilft. [2]

Das antirassistische Bündnis „Mord verjährt nicht!“ eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die zahlreichen Teilnehmer. Zum Einstieg lasen junge Rostocker Grußworte von Angehörigen anderer Mordopfer des NSU vor, die nicht an der Mahnwache teilnehmen konnten. Die Verfasser der Nachrichten sprachen der Familie von Mehmet Turgut ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme aus. Des Weiteren seien sie schockiert darüber, dass Menschen nur aufgrund ihrer Herkunft umgebracht werden. [3]

„Die Familie von Mehmet Turgut wartet noch heute auf Antworten auf die Fragen, warum er sterben musste und wie es möglich war, dass organisierte Neonazis unentdeckt in Rostock mordeten“, sagte ein Sprecher der Initiative. In Grußworten von Angehörigen weiterer NSU-Opfer wurde klar, dass die Wunden tief sitzen, die die Morde in den Familien hinterlassen haben. Ein Polizeiaufgebot schützte die Veranstaltung. Zu den im Vorfeld vermuteten Störaktionen kam es jedoch nicht. [4]

Bürgerschaftspräsident Wolfgang Nitzsche (DIE LINKE) sagte, Medien und Öffentlichkeit hätten die Ermittlungspraxis der Polizei, das Motiv vor allem im privaten Umfeld der NSU-Opfer zu suchen, „wie selbstverständlich“ flankiert. Im Fall Turgut hatten die Ermittler zunächst im Umfeld der Familien und des Arbeitgebers ermittelt. [5]

Nach einer Schweigeminute legte unter anderem Mustafa Turgut, der Bruder des Ermordeten, Blumen und Kränze am Mahnmal nieder. [6]

Wie sehr Aufklärung nötig ist, sei an den Ereignissen der vergangenen Woche zu sehen, so die Initiative. Kurz vor Turguts Todestag waren die zwei Betonbänke am Gedenkort von Unbekannten beschmiert worden. Mittlerweile wurde das Mahnmal gereinigt. Der oder die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. [7]

Fußnoten:

[1] http://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Rostock/150-Menschen-erinnern-an-NSU-Opfer-Mehmet-Turgut-in-Rostock

[2] https://www.svz.de/19186881

[3] https://www.nnn.de/19186881

[4] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rostock-Gedenken-an-NSU-Opfer-Mehmet-Turgut,turgut146.html

[5] http://www.t-online.de/nachrichten/id_83294498/150-menschen-erinnern-an-nsu-opfer-mehmet-turgut-in-rostock.html

[6] http://www.t-online.de/nachrichten/id_83294498/150-menschen-erinnern-an-nsu-opfer-mehmet-turgut-in-rostock.html

[7] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rostock-Gedenken-an-NSU-Opfer-Mehmet-Turgut,turgut146.html