AfD-Aufmarsch in Rostock-Evershagen: Rechtsradikale auf konstant niedrigem Niveau

Hitler-Grüße, rechtsextreme Bekleidung, neonazistische Blog-Aktivisten und Morddrohungen gegen Journalist*innen – so lässt sich der Aufmarsch der rechtsradikalen „Alternative für Deutschland“ (AfD) kurz zusammenfassen.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Weniger als 220 AfD-Anhänger*innen folgten dem Aufruf der rechtsradikalen Partei zum Aufmarsch im Rostocker Stadtteil Evershagen. Das Bündnis Rostock Nazifrei und die Initiative Rostock hilft riefen zu Protesten auf, denen sich etwa 900 Menschen anschlossen.

Die Gegner*innen des blau-braunen Aufzuges waren auch dieses Mal mehrfach überlegen. Nachdem die AfD vergangenes Jahr beinahe monatlich durch verschiedene Stadtteile Rostocks marschierte, wurde es dieses Jahr etwas ruhiger um die selbsternannte „Alternative“. Zwar gab es bis zu den Kommunal- und Europawahlen einige Aufzüge, doch danach herrschte regelrechte Funkstille.

Unter dem Motto „Abschiebekultur. Ostdeutschland steht (dr)auf“ rief die AfD nun erstmals erneut zum Aufzug in Rostock auf. Von der angeblichen Bürgerlichkeit, die in den vergangenen Wochen medial auch bundesweit immer wieder thematisiert wurde, war einmal mehr nichts zu spüren. Alkoholisierte Teilnehmende zeigten Hitler-Grüße, behinderten die Arbeit der anwesenden Journalist*innen und drohten ihnen teilweise sogar mit dem Tod.

Die Polizei war erneut mit einem Großaufgebot vor Ort. Insgesamt wurden 670 Beamt*innen aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen-Anhalt zusammengezogen, sowie zwei Wasserwerfer und Hundestaffeln bereitgehalten. Die relativ lange Marschroute der AfD wurde zu großen Teilen mit Hamburger Gittern und Polizeieinsatzwagen abgesichert.

Viele Gegendemonstrant*innen beteiligten sich an der Demonstration von Rostock hilft, die direkt zur Kundgebung von Rostock Nazifrei, in unmittelbarer Nähe zum AfD-Auftaktort, verlief. Dabei war der Protest so laut, dass er noch deutlich bei der AfD zu hören war, die Stimmung war entsprechend schlecht.

Teilnehmende trugen Kleidung der rechtsextremen Modemarke Thor Steinar. Neben der klassischen AfD-Prominenz, wie Frau Federau, wurde auch der Aktionsbloger Ivan Batkina gesichtet. Batkina hat unter anderem in der Ukraine an Schießübungen teilgenommen, wie Exif Recherche herausgefunden hat.

Nach den üblichen Hetzreden während der Auftaktkundgebung startete der AfD-Aufmarsch – natürlich mit Deutschland Fahnen und der üblichen Musik, wie „Conquest of Paradise“ oder „Die Gedanken sind frei“. Zu Musik der rechtsaffinen Band Böhse Onkelz zeigte ein AfD-Anhänger den Hitler-Gruß. Nach Angaben der Polizei wurden im Verlauf des Aufzuges mehrere Male der Hitler-Gruß gezeigt, die Ermittlungen laufen.

Die Demonstration von Rostock Nazifrei schloss unmittelbar an den rechten Aufmarsch an und fegte den rassistischen Dreck symbolisch weg. Kurzzeitig kam es zu einem Blockadeversuch, der jedoch von der Polizei schnell unterbunden wurde. Dabei erhielt ein Demonstrant einen Platzverweis.

Im Vorfeld wurde der AfD eine recht lange Route – einmal durch das halbe Viertel – durch die Ordnungsbehörde erlaubt. Gleichzeitig wurde eine Spontandemonstration der Gegendemonstrant*innen durch die Ordnungsbehörde am Ende des Abends untersagt.

Letztlich bleibt festzuhalten, dass die AfD auch dieses Mal nicht mehr als ihre Kernklientel mobilisieren konnte. Trotz des Verteilens tausender Flyer und Internetwerbung stagnieren die AfD-Aufmärschen auf konstant niedrigen Niveau.

Dem Gegenüber stand auch dieses Mal ein Vielfaches an Protestierenden, die bunt und lautstark ihren Unmut über den rechten Aufzug kund taten. Erneut haben jedoch Polizei und Ordnungsbehörde der AfD einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt ermöglicht und den Protest versucht einzuschränken.

Die AfD wird sicher wieder versuchen, ihre Hetze in Rostock auf die Straße zu tragen. Sicher ist aber auch: wo immer Rassist*innen auftauchen wird es Widerstand geben.