#allenichtganzdicht: Selbsternannte Künstler*innen und ehemalige Stars gackern über Corona-Maßnahmen

Mehr als 50 sogenannte Schauspieler*innen haben unter dem Hashtag „#allesdichtmachen“ satirische Beiträge im Netz veröffentlicht, in der sie die Maßmahnen gegen das Corona-Virus in Frage stellen. Quasi sofort bekommen sie Applaus von Querdenkern und anderen Rechtsextremist*innen.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Während Pflegepersonal und Mitarbeiter*innen in Krankenhäusern und anderen Bereichen der Öffentlichen Daseinsfürsorge seit Jahren am existenziellen Limit arbeiten, haben es selbsternannte Künstler*innen aller Couleur offenbar noch schwerer – Mit flapsig-satirischen Videos haben sich binnen weniger Stunden dutzende Kulturschaffende über die Maßnahmen zur Eindämmung des tödlichen Corona-Virus‘ echauffiert. Im Gegensatz zu Angestellt*innen in Krankenhäusern sehen diese Künstler zwar nicht jeden Tag Menschen sterben und müssen sich in den seltensten Fällen reale finanzielle Sorgen machen, dennoch fühlen sich viele offenbar als die einzig wahren Opfer dieser Pandemie. Exakt wie die Querdenker, die seit Monaten mit ihren Aufzügen, Kundgebungen und „Spaziergängen“ ihre wirren Weltbilder und damit ihren puren Menschenhass zu Ausdruck bringen, offenbaren nun unter dem Hashtag #allesdichtmachen sogenannte Schauspieler*innen ihre arrogante Selbstverliebtheit und Realitätsferne.

Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der erste Videos klatsche der rechte Mob bereits Beifall. Fast genauso schnell wurde die Kritik an dieser überheblichen Kunstaktion laut. Unter dem Hashtag #allenichtganzdicht protestieren im Internet Zehntausende gegen die vermeintliche Protestaktion von Ulrich Tukur, Jan Josef Liefers und co.

Auch die erste Distanzierungen dieser Künstler*innen von selbsternannten Querdenkern – folgten prompt. Und so emotional wie diese Distanzierungen vorgetragen werden, so unglaubwürdig sind sie. Völlig zutreffend kommentierte auf Facebook ein User die Aktion folgender Maßen: „Diese verwöhnten Schauspieler*innen sollten sich schämen auf den Gräbern von 80.000 Toten ihren Zynismus auszukippen.“

Doch Kritik kommt nicht nur von ehemaligen Fans der schwurbelnden Schauspieler*innen, sondern auch von Künstlerkolleg*innen. Der Dortmunder Regisseur Adolf Winkelmann beispielsweise ließ zur aktuellen Aktion verlautbaren „Das sind ja Schauspieler, die wir kennen und die uns immer Texte von klugen Autoren vortragen. Das, was da jetzt im Netz steht, passiert, wenn man Schauspielern das Drehbuch wegnimmt.“. Diesen und anderen Spott haben sich die – achtung Satire – nicht ganz dichten Schauspieler*innen redlich verdient. Wer die Polemik und Propaganda von Rechtsextremist*innen übernimmt, muss sich nicht wundern, wenn er mit diesen in einen Topf geworfen wird.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie den USA, welche durch das Corona Virus bereits mehr Tote zu beklagen hat, als die Vereinigten Staaten in beiden Weltkriegen hinnehmen mussten, ist Deutschland bisher relativ gut durch diese Pandemie gekommen. Das liegt – trotz großer Defizite bei der Pandemiebekämpfung – auch an den Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen. Offenbar ist diesen 50 Menschen ihr wirtschaftlicher Erfolg wichtiger, als das Leben und die Gesundheit von Millionen Menschen.

Hier eine Übersicht der Künstler*innen, die mit ihrer Aktion die gefährliche Hetze der Querdenker weiter gesellschaftsfähig gemacht haben:

Pasquale Aleardi, Tina Maria Aigner, José Barros, Gianna Valentina Bauer, Martin Brambach, Volker Bruch, Dietrich Brüggemann, Jörg Bundschuh, Joseph Bundschuh, Samia Dauenhauer, Nadine Dubois, Roland Düringer, Christian Ehrich, Werner Eng, Ulrike Folkerts, Inka Friedrich, Markus Gläser, Bernd Gnann, Cem Ali Gültekin, Nina Gummich, Felix Klare, Kea Könneker, Vicky Krieps, Jan Josef Liefers, Maxim Mehmet, Thorsten Merten, Wotan Wilke Möhring, Ben Münchow, Richy Müller, Nicholas Ofczarek, Kathrin Osterode, Jeana Paraschiva, Nina Proll, Claudia Rippe, Manuel Rubey, Katharina Schlothauer, Christine Sommer, Miriam Stein, Karoline Teska, Ulrich Tukur, Nadja Uhl, Jens Wawrczeck, Monika Anna Wojtyllo, Ramin Yazdani, Hanns Zischler.

Von der Aktion Abstand genommen haben bislang folgende Künstler*innen: Meret Becker, Peri Baumeister, Ken Duken, Heike Makatsch, Alexandra Marinescu, Trystan Pütter, Kostja Ullmann.