Heute vor 75 Jahren griff das Japanische Reich Pearl Harbor an

Während des Angriffes auf Pearl Harbor kamen mehr als 2.000 US-Bürger ums Leben. Quelle: en.wikipedia.org

Der 7. Dezember 1941 gilt als einer der Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg. Mit dem japanischen Angriff auf den US-Amerikanischen Stützpunkt in Hawaii weitete sich der europäische Konflikt endgültig zum Weltkrieg aus und sorgte für den offiziellen Kriegseintritt der USA.

Von Franziska Wilke und Julian Feller

Es ist ein strahlender Sonntagmorgen in Pearl Harbor auf der hawaiianischen Insel O’ahu. Hier hat die US Navy ihren Hauptstützpunkt im Pazifik. Kurz vor 8:00 Uhr: Auf den Schiffen der Pazifikflotte und in den Kasernen der Armee beenden Matrosen und Soldaten gerade ihr Frühstück. Was sie nicht wissen: Tage zuvor hatte sich eine japanische Flotte aus sechs großen Flugzeugträgern, zwei Schlachtschiffen, drei Kreuzern und elf Zerstörern auf den Weg Richtung Pearl Harbor gemacht. Die Flotte versammelt sich unter strikter Funksperre und bleibt unbemerkt. [1]

Die japanischen Flugzeuge haben es insbesondere auf die acht riesigen Schlachtschiffe der US-Navy an der Battleship Row abgesehen. Der 19-jährige Marinesoldat Richard Fiske befindet sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf der USS West Virginia. „Überall lagen Granatsplitter, es war gerade mal acht oder neun Minuten nach 8 Uhr“, erinnert er sich. „Wir standen auf und sahen, wie die Arizona in die Luft flog. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Angst verspürt.“ Die USS Arizona wird in einer ihrer Munitionskammern getroffen und explodiert, allein dabei sterben 1177 Menschen. Wie Popcorn seien die Besatzungsmitglieder durch die Luft geflogen, erinnert sich Augenzeuge Frank Curre. Wer sich vom Schiff retten konnte, fiel in brennendes Wasser. Wenig später unterbrechen US-Radiosender ihr reguläres Programm. [2]

US-Präsident Franklin D. Roosevelt wandte sich am Tag darauf an sein Volk und sprach vom „Tag der Schande, an dem Japan urplötzlich und vorsätzlich die USA angegriffen habe“. [3]

„Yesterday, December 7th 1941, a date which will live in infamy, United States of America was suddenly and deliberately attacked by naval and air forces of the Empire of Japan.” [4]

Das japanische Kaiserreich war in den Jahren zuvor zur stärksten Seemacht Ostasiens aufgestiegen, hatte die Mandschurei annektiert, China mit Krieg überzogen und Französisch-Indochina besetzt. [5] Die USA verhängten zwar ein Öl-Embargo gegen Japan, wollten aber nicht militärisch eingreifen, da sie eine Politik der Kriegsvermeidung und des „Isolationismus“ betrieben. Um seine Großmachtpläne voranzutreiben, entschloss sich Tokio ohne Kriegserklärung zu einem überraschenden Luftangriff auf die im Hafen von Pearl Harbor liegende Pazifikflotte der USA. [6]

Beim Überfall auf Pearl Harbor starben 2.403 US-Soldaten, weitere 1.178 wurden verletzt. Die USA hatten 188 Kampfflugzeuge verloren, außerdem waren 159 beschädigt. Des weiteren waren 19 Kriegsschiffe versenkt oder beschädigt worden. Die Verluste der Japaner waren, verglichen damit, gering: Sie hatten 64 Soldaten und 29 Flugzeuge verloren. [7]

Die USA wären wahrscheinlich noch schwerwiegender getroffen worden, wenn sich die drei Flugzeugträger, die der Pazifikflotte zugeordnet waren, am Morgen des 7. Dezember in Pearl Harbor befunden hätten. Alle drei waren jedoch unterwegs. Die »Enterprise« hatte den Stützpunkt am 28. November verlassen, die »Lexington« erst zwei Tage zuvor am 5. Dezember. Die »Saratoga« war gerade in den kalifornischen Marinestützpunkt San Diego eingefahren. Die drei Träger erfüllten dabei jeweils plausible Transportaufgaben. Ihre kollektive Abwesenheit von Hawaii während des Überfalls ist aber bis heute ein Hauptargument für Spekulationen, dass die US-Regierung über die bevorstehende japanische Operation informiert gewesen sei und sie bewusst habe geschehen lassen, um einen populären Grund zum Eingreifen in den Krieg zu erhalten. [8]

Beim Wort „Pearl Harbor“ fällt vielen gleich das Wort „USS Arizona“ ein. Das Schlachtschiff war nach einem Volltreffer in sieben Minuten gesunken und wurde das Grab für mehr als 1100 Menschen. Täglich setzen Dutzende Boote zu dem weißen Mahnmal über. „Sie weint noch immer“, heißt es, weil das nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche liegende Wrack auch nach 75 Jahren noch Öl verliert. Angehörige und Touristen werfen hier Blüten ins Wasser und schweigen einfach. [9]

Der Angriff auf Pearl Harbor war ein traumatisches, einschneidendes Ereignis für die amerikanische Nation, zumal er auf eigenem Territorium erfolgte – wie sechs Jahrzehnte später die terroristischen Anschläge vom 11. September 2001. Als erste Reaktion erklärte Präsident Roosevelt am 8. Dezember Japan den Krieg. [10]

Drei Tage später erklärten das Deutsche Reich und Italien als Verbündete Japans ihrerseits den USA den Krieg. Die militärische Konfrontation auf europäischem Boden, die 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnen, hatte, weitete sich damit zu einem Weltkrieg aus. [11]

Fußnoten:

[1] https://www.tagesschau.de/ausland/pearl-harbour-109.html

[2] https://www.tagesschau.de/ausland/pearl-harbour-109.html

[3] https://www.tagesschau.de/ausland/pearl-harbour-109.html

[4] http://www.deutschlandfunk.de/angriff-auf-pearl-harbor-vor-75-jahren-der-grosse-irrtum.724.de.html?dram:article_id=373277

[5] http://www.deutschlandradiokultur.de/vor-75-jahren-der-angriff-auf-pearl-harbor.932.de.html?dram:article_id=373299

[6] http://www.deutschlandradiokultur.de/vor-75-jahren-der-angriff-auf-pearl-harbor.932.de.html?dram:article_id=373299

[7] http://www.jungewelt.de/2016/12-07/063.php

[8] http://www.jungewelt.de/2016/12-07/063.php

[9] http://www.handelsblatt.com/politik/international/75-jahre-pearl-harbor-als-amerika-in-den-krieg-gezwungen-wurde/14939510.html

[10] http://www.deutschlandradiokultur.de/vor-75-jahren-der-angriff-auf-pearl-harbor.932.de.html?dram:article_id=373299

[11] http://www.deutschlandradiokultur.de/vor-75-jahren-der-angriff-auf-pearl-harbor.932.de.html?dram:article_id=373299