Identitäre erhielten Spenden von Christchurch Attentäter

Die rechtsextreme Identitäre „Bewegung“ in Österreich erhielt offenbar eine Spende des Christchurch Attentäter Brenton Tarrant. Nun wurde die Wohnung des österreichischen IB-Chefs Martin Sellner durchsucht – gegen ihn wird wegen des Verdachts auf „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ ermittelt.

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Im Zusammenhang mit dem Attentat von Christchurch in Neuseeland mit 50 Toten ist in Österreich die Wohnung des Chefs der rechten „Identitären Bewegung“ durchsucht worden. Das bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums in Wien. Grund sei eine Geldspende des mutmaßlichen Attentäters Brenton Tarrant über 1500 Euro an die rechte Gruppe bereits Anfang 2018 gewesen, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz der österreichischen Nachrichtenagentur APA. [1]

Sellner inszeniert sich als Opfer – und blamiert sich

Am späten Montagabend veröffentlichte Sellner ein 15-minütiges Video, in dem er von einer Hausdurchsuchung bei sich und seinen Eltern berichtet, bei der sämtliche Kommunikationsmittel wie Smartphones und Computer, aber auch EC-Karten von der österreichischen Polizei beschlagnahmt worden seien. Gegen ihn laufe ein Ermittlungsverfahren. [2]

Aus dem Wohnzimmer seiner Eltern wendet er sich an seine Anhänger, um die Hintergründe aus seiner Perspektive zu erläutern. Sein Handy ebenso wie sämtliche Datenträger und Bankomatkarten seien vom österreichischen Staat beschlagnahmt worden – und zwar wegen des Verdachts auf „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“. [3]

In seinem Video erklärte er weiter, dass er mit dem Tatverdächtigen und dem Massaker in Neuseeland nichts zu tun habe. Vielmehr habe der 28-jährige Australier mit seiner „unverhältnismäßig hohen Spende“ der Bewegung schaden wollen. „Er wollte mich damit in die Sache hineinziehen“, sagt Sellner in dem Video. Den Betrag werde er einer karitativen Einrichtung spenden, so Sellner. [4]

Auf Twitter beschwert er sich zudem, dass die Hausdurchsuchung eine „Schikane“ gewesen sei. Ein Anruf bei ihm hätte gereicht, dann hätte er „alle Infos“ herausgegeben. „Das hatte ich sowieso vor, als sich der Verdacht erhärtete“, schreibt er und weiter: „Finden in Zukunft Hausdurchsuchungen bei jedem statt, denen Straftäter mal was überwiesen haben?“ [5]

Martin Sellner ist eine der führenden Figuren der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ in Österreich. Laut eigener Aussage arbeitet er „am Abbau des multikulturellen Meinungsdogmas“, wie es in seinem Youtube-Kanal heißt. [6]

Christchurch Attentäter mehrmals in Österreich

Klar hingegen ist, dass Brenton Tarrant in den Monaten vor dem Anschlag in Christchurch mindestens zweimal nach Österreich gereist war. Seine mittlerweile gelöschten Konten auf Facebook und Instagram dokumentieren, wie der Australier mit Vorliebe historische Orte besuchte, an denen sich in der Vergangenheit Christen und Muslime bekämpft hatten. So machte Tarrant beispielsweise Abstecher nach Wien, Klagenfurt oder ins Städtchen Friesach in Kärnten. Ob er dabei auch Kontakte zur rechtsradikalen Szene geknüpft hat, ist nicht bekannt. [7]

Der Attentäter hatte am 15. März 50 Muslime in zwei Moscheen erschossen. In einem Pamphlet nannte er sich „Öko-Faschist“ und geißelte eine muslimische „Invasion“ in westliche Staaten. Seinen Text überschrieb er mit „Der Große Austausch“. Das ist das Leit- und Angstmotiv der Identitären. Gemeint ist eine angeblich gezielte massenhafte Einwanderung von Muslimen in „weiße“ Nationen, um deren einheimische Bevölkerungen zu marginalisieren. Sellner verteidigte seine Ideologie und kündigte an, sich weiter politisch mit den Identitären zu betätigen – mit „friedlichem Widerstand“. [8]

Fußnoten:

[1] https://www.n-tv.de/politik/Christchurch-Taeter-spendete-an-Identitaere-article20929599.html

[2] https://www.tagesschau.de/ausland/christchurch-spende-identitaere-101.html

[3] https://www.fr.de/politik/hausdurchsuchung-martin-sellner-wegen-spende-christchurch-attentaeter-11912425.html

[4] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/christchurch-attentaeter-soll-an-identitaere-bewegung-in-oesterreich-gespendet-haben-a-1259696.html

[5] https://www.welt.de/vermischtes/article190858743/Identitaere-Bewegung-Hausdurchsuchung-in-Oesterreich-nach-Christchurch-Attentat.html

[6] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/hausdurchsuchung-bei-identitaerem-sprecher-in-oesterreich-16108871.html

[7] https://www.blick.ch/news/ausland/christchurch-killer-brenton-tarrant-sympathisiert-mit-den-identitaeren-hohe-summe-fuer-rechtsradikale-in-oesterreich-id15237493.html

[8] https://www.taz.de/Vor-dem-Christchurch-Anschlag/!5582921/?fbclid=IwAR3hJrRsMm00ar2zu7jFDajUdYMG3wlDLlD-eG1BgDfCiLpeTH39LHvqy3U