Kurzbericht & Presseschau zum 1. Mai in Greifswald

Etwa 230 Neonazis wollten am diesjährigen Tag der Arbeit durch die Hansestadt Greifswald marschieren. Der rechtsextreme Aufzug wurde jedoch zum Fiasko: noch vor Beginn der eigentlichen NPD-Veranstaltung wurden 80 ihrer Anhänger:innen wieder nach Hause geschickt und nach wenigen hundert Metern der Aufmarsch endgültig gestoppt. Auch der NPD-Aufmarsch für den 8. Mai in Demmin wurde gecancelt.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Die erste Schlappe erlitten die Nazis noch vor Beginn des eigentlichen Aufzuges. Rund 80 Neonazis wurden wieder nach Hause geschickt. Diese reisten von außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns an und verstießen damit gegen das coronabedingte Einreiseverbot. Nach dem Start der knapp 230 Rechtsextremist:innen kam es immer wieder zu kleineren Blockaden, die den Naziaufmarsch verzögerten. Schon Stunden bevor die ersten NPD-Anhänger:innen überhaupt in Greifswald eintrafen, besetzten Antifaschist:innen an vielen Stellen der Stadt den öffentlichen Raum. Im Vorfeld waren hierzu mehrere Mahnwachen angemeldet worden. Die Polizei war mir rund 1.000 Beamt:innen, zwei Wasserwerfern und zwei Hubschraubern vor Ort und versuchte die Marschroute der NPD abzusichern.

Mit einer Blockade von rund 1.000 Menschen auf der Europakreuzung war für die Nazis endgültig Schluss. Nach knapp zwei Kilometern durften sie wieder umdrehen, vielfach begleitet von Pfiffen und lauter Musik der Gegendemonstrant:innen. Ein Spießroutenlauf, auf den die wenigsten NPD-Anhänger:innen Lust gehabt haben dürfen. Während die Nazis nach und nach aus der Stadt verschwanden, schlossen sich mehrere hundert Menschen der Maidemonstration „Vom heute zum morgen – von nichts kommt nichts“ an. Aufgerufen zu dem Umzug hatte die Antifagruppe Defiant.

Der Tag muss für die rechtsextreme Szene in Mecklenburg-Vorpommern als ein absolutes Desaster betrachtet werden. Das erste Mal seit zwei Jahren wollte die NPD an ihre Tradition, am 1. Mai irgendwo in M-V aufzumarschieren, anknüpfen und sich damit zur bevorstehenden Landtagswahl in Erinnerung rufen. Statt eines vermeintlich kraftvollen Wahlkampfauftaktes im Superwahljahr 2021, blamierte sich die NPD bis aufs Mark bei Ihrer Anhänger:innenschaft. Die Motivation ihrer Mitglieder und Sympathisant:innen, für die Rechtsaußenpartei Wahlkampf zu machen, dürfte diese Niederlage einen schweren Schlag versetzt haben. Auch der geplante NPD-Aufmarsch am Jahrestag der Befreiung am 8. Mai in Demmin wurde abgesagt.

Aus dem diesjährigen 1. Mai lernen wir, dass zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen menschenverachtende Hetze erfolgreich sein kann. Im Kampf gegen andere Rechtsparteien, wie der AfD, ist dies eine wichtige Erkenntnis, an die es in den kommenden Monaten anzuknüpfen gilt.

Presseschau (wird fortlaufend aktualisiert):