LOBBI veröffentlicht Zahlen zu rechten Übergriffen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in M-V LOBBI hat ihre Zahlen für das Jahr 2018 herausgegeben. Die Zahl der Übergriffe ist zwar leicht gesunken, gleichzeitig lässt die Härte der Angriffe auf eine sinkende Hemmschwelle schließen. Rostock entwickelt sich zu einem Hotspot rechter Attacken. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den regelmäßigen rechten Aufmärschen und der gestiegenen Zahl von Übergriffen in der Stadt?

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Die Zahl der von der Opferberatung Lobbi registrierten rechts-motivierten Angriffe ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Demnach schlugen die Täter 96 mal zu, 2017 waren es 109 mal. Dabei seien 180 Personen direkt betroffen gewesen, 8 Personen mehr als im Vorjahr, teilte Lobbi am Donnerstag mit. Bei 30 Betroffenen habe es sich um Kinder und Jugendliche gehandelt. [1]

Von einer Beruhigung der Lage könne nicht gesprochen werden, vielmehr sinke die Hemmschwelle der Täter, sagte Robert Schiedewitz von Lobbi. Bei 50 Prozent der Angriffe (48) habe es sich um gefährliche Körperverletzungen gehandelt, 2017 waren es 31 Prozent. Lobbi registrierte 2018 außerdem 33 einfache Körperverletzungen in Mecklenburg-Vorpommern. [2]

Ein Beispiel für die immer heftigere Gewalt ist eine Attacke auf einen Mann im Dezember in Rostock. Nachdem dieser von drei Personen bedrängt und beleidigt wird und versucht der Situation aus dem Weg zu gehen, schlägt ihm einer der Angreifer*innen mit einem Hammer direkt ins Gesicht. Der Betroffene wird so schwer verletzt, dass er operiert und längere Zeit stationär behandelt werden muss. [3]

Als Gründe machen die Berater kontinuierliche rassistische Propaganda und eine wieder stärker organisierte rechte Szene aus. Gleichwohl gebe es in Rostock auch ein dichteres Unterstützernetzwerk, das Berichte über rechte Angriffe weitertrage und Betroffene an Lobbi vermittele. [4]

Seit Beginn der Flüchtlingswelle im Herbst 2015 habe die Beratungsstelle auch eine rassistische Mobilisierungswelle feststellen müssen. Folge: Auch 2018 habe die Zahl der rechtsmotivierten Angriffe über dem Niveau von vor 2015 gelegen. Häufigstes Motiv sei blanker Rassismus mit 70 Fällen. Weiterhin betroffen waren nicht-rechte alternative Personen, die nicht ins Menschenbild der Täter passen sowie politisch Aktive und Verantwortungsträger, die von der rechten Szene als Gegner wahrgenommen werden, so Schiedewitz. [5]

Er erläutert, dass „der Anteil der Angriffe steigt, die nicht zur Anzeige bei der Polizei gebracht wurden“. Neben der unterschiedlichen Bewertung des jeweiligen Motivs stelle auch das eine Erklärung für die deutliche Differenz zu den Zahlen des Innenministeriums dar. Das habe Ende Januar von 41 rechten Gewalttaten im gesamten Bundesland gesprochen. „Häufig wollen Betroffene nach dem Angriff einfach zur Ruhe kommen, haben Angst vor weiteren Angriffen aus Rache oder haben schlichtweg andere Problemlagen zu bewältigen und nehmen deshalb Abstand von einer Anzeige“, sagt Schiedewitz. [6]

Auch schlechte Vorerfahrungen mit den Behörden spielten manchmal eine Rolle. Eine konsequente Ächtung rechter Gewalt durch die Gesellschaft und beharrliche Strafverfolgung seien am wirksamsten, um Signale sowohl an die Täter als auch an die Betroffenen zu senden, erklärte Schiedewitz. [7]

„Nach wie vor sind die konsequente Ächtung rechter Gewalt durch die Gesellschaft und beharrliche Strafverfolgung durch die Behörden die wirksamsten Mittel, um nicht nur Signale an die Täter, sondern auch an die Betroffenen zu senden. Nur so kann Vertrauen wiedergewonnen und das Gefühl vermittelt werden, dass ihre Bedürfnisse und das ihnen Widerfahrene ernst genommen werden“, sagt Schiedewitz. [8]

Die komplette Pressemitteilung von LOBBI ist hier abrufbar.

Fußnoten:

[1] http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Rechte-Gewalt-in-MV-Weniger-Angriffe-mehr-Brutalitaet

[2] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/opferberatung-verzeichnet-weniger-aber-brutalere-rechte-angriffe-0734768703

[3] https://www.lobbi-mv.de/nachrichten/rechte-gewalt-in-mecklenburg-vorpommern-2018-wie-viel-bleibt-im-dunkeln/

[4] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/opferberatung-verzeichnet-weniger-aber-brutalere-rechte-angriffe-0734768703

[5] https://www.svz.de/lokales/rostock/MV-Rostock-als-Hochburg-rechter-Gewalt-id22886477.html [6] https://www.nnn.de/lokales/rostock/MV-Rostock-als-Hochburg-rechter-Gewalt-id22886477.html

[7] http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Rechte-Gewalt-in-MV-Weniger-Angriffe-mehr-Brutalitaet

[8] https://www.nnn.de/lokales/rostock/MV-Rostock-als-Hochburg-rechter-Gewalt-id22886477.html