Mexiko: Die zapatistische Bewegung tritt zu den kommenden Wahlen 2018 mit einer eigenen Kandidatin an

"Zapata lebt, der Kampf geht weiter!" zapatistisches Graffito Quelle: chiapas.mibilitis.ca

In den vergangenen Jahren ist es etwas ruhiger geworden um die zapatistische Bewegung der EZLN. Mit ihrem Aufstand 1994 machten sie international von sich reden und ihre Andere Kampagne zu den mexikanischen Wahlen 2008 brachte markierte eine wichtige Wegmarke im Kampf der politischen Linken und gesellschaftliche Akzeptanz und Einfluss. Doch nun melden sich die Zapatist*innen mit einem neuen Vorhaben zurück: 2018 wollen sie mit einer eigenen Kandidatin zur Wahl antreten.

Von Franziska Wilke, Marko Neumann und Julian Feller

Für Mexiko ist es ein Paukenschlag: Passend zum 20-jährigen Jubiläum des Nationalen Indigenen Kongress (CNI) regten die Zapatistischen Streitkräfte der Nationalen Befreiung (EZLN) an, eine indigene Frau zu suchen, um sie bei der Wahl 2018 als Präsidentschaftskandidatin aufzustellen. Diese Nachricht entfachte eine heiße Diskussion unter den über 1000 Teilnehmenden. [1]

Bei der Wahl 2018 sind erstmals auch unabhängige Kandidaten zugelassen. Unter anderem müssen die Bewerber mindestens 800 000 Unterschriften von Unterstützern vorlegen. [2]

Die gewagte Idee wurde den Teilnehmenden vom wortgewandten Subcomandanten Galeano (früher bekannt als Marcos) vermittelt. Es müsse dort angegriffen werden, wo die Musik spielt: in der Politik. Die indigene Frau soll als unabhängige Kandidatin in den Wahlkampf ziehen und einen Rat repräsentieren. Dieser wird aus je einer Frau und einem Mann, welche von jeder indigenen Gemeinde entsandt wird, zusammengestellt. Es wird keine Partei gegründet und es wird auch nicht mit anderen Parteien zusammengearbeitet. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die antikapitalistische Einstellung. Doch das Wichtigste: Es geht nicht darum zu gewinnen, es geht nicht um die Macht. Das Ziel ist die Stärkung der indigenen Bewegung, des CNI. Die Notwendigkeit, die Situation und Belange der indigenen Bevölkerung wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, damit sich die Politik als auch die mexikanische Gesellschaft damit auseinandersetzt, wird als dringender denn je beschrieben. [3]

Während des Kongressauftakts bekamen besonders die Worte von Subcomandante Moisés, seit Mai 2014 offizieller Sprecher der Zapatistas, viel Aufmerksamkeit. In seiner Rede hob er hervor, „dass niemand dafür kämpfen wird, uns zu befreien, außer wir selbst“. Es sei an der Zeit, sich zu organisieren, „damit das Wie geboren wird“ für die nächsten Schritte zur Änderung der herrschenden, ungerechten Zustände. Das Zusammenkommen war als Arbeitstreffen geplant, die Delegierten hatten sich in vier thematische Arbeitsgruppen aufgeteilt: Vertreibung und Repression, Widerstände und Rebellionen, Bilanz des CNI und Vorschläge zu seiner Stärkung. [4]

Politische Repräsentation muss tagtäglich errungen werden Genauso steht es mit den Organisationen, die dem CNI angehören. Die Mobilisierung der purépechas von Cherán (eine Schlüsselerfahrung beim neuen Verlauf der indigenen Kämpfe) für die Anerkennung ihrer Eigenregierung und Autonomie ist essentiell politisch. Auch die Selbstverteidigungserfahrung der Náhuatl von Ostula, oder die Verteidigung ihres Territoriums und ihrer Naturressourcen durch die Otomí-Gemeinde Xochicuautla. [5]

Niemand hat das politische Vertretungsmonopol der mexikanischen Linken. Diese Repräsentation muss tagtäglich im kämpferischen Engagement errungen werden. Die Zapatist*innen und den CNI zu beschuldigen, der Regierung zuzuarbeiten, weil sie abseits der politischen Parteien am Wahlprozess 2018 teilnehmen wollen, ist ein Zeichen von Arroganz und Intoleranz. Am Ende werden es die mexikanische Gesellschaft allgemein und die indigenen Völker im Besonderen sein, die darüber entscheiden, ob dieser Weg der Transformation des Landes dienlich ist oder nicht. [6]

Fußnoten:

[1] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1029735.zapatisten-mischen-politlandschaft-auf.html

[2] http://derstandard.at/2000045940726/Mexikos-EZLN-Rebellen-wollen-Praesidentschaftskandidatin-stellen

[3] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1029735.zapatisten-mischen-politlandschaft-auf.html

[4] https://amerika21.de/2016/10/162540/ezln-praesidentenwahl-mexiko

[5] https://www.npla.de/poonal/ezln-cni-und-die-wahlen/

[6] https://www.npla.de/poonal/ezln-cni-und-die-wahlen/