Was Lisa Eckhart lustig findet: Judenhass als Kabarett

Lisa Eckhart tourt seit Jahren erfolgreich durch Deutschland und Österreich. Ihre Auftritte sind provokant, ihr Habitus selbstgefällig und arrogant. Nun hat sie den Bogen überspannt: Mit antisemitischen Sprüchen versucht sie sich weiter in Szene zu setzen. Jüdische Verbände kritisieren sie dafür scharf – zu recht.

Von Franziska Wilke und Janin Krude

Der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart, 27, wird wegen eines Beitrags in der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ Judenfeindlichkeit vorgeworfen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete ihre Einlage aus dem Jahr 2018 gegenüber der „Jüdischen Allgemeinen“ (Dienstag) als „geschmacklos und kritikwürdig“. [1]

In ihrem Stand-up fragte Eckhart verschwörerisch, ob die #MeToo-Bewegung nicht antisemitisch sei. Immerhin seien Harvey Weinstein, Woody Allen und Roman Polanski Juden. „Am meisten enttäuscht es von den Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld“, so die Kabarettistin. [2]

Wenn die „Unantastbaren“ andere antasteten, sei das der „feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“, so die Kabarettistin. „Jetzt plötzlich kommt heraus, den Juden geht’s wirklich nicht ums Geld. Denen geht’s um die Weiber, und deswegen brauchen sie das Geld.“ [3]

Der Bundesverband RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus) verurteilt den Auftritt der Kabarettistin ebenfalls scharf. „Lisa Eckart macht in ihrem Beitrag keine Witze über Antisemitismus oder Antisemiten, sie gibt vielmehr antisemitische, rassistische, sexistische und behindertenfeindliche Stereotype wieder. Die Stereotype werden dabei in keiner Form ironisch gebrochen, die Komik soll sich durch den vermeintlichen Tabubruch ergeben“, teilte RIAS auf Anfrage mit. [4]

In der ARD-Show von Dieter Nuhr – bei wem auch sonst? – waren neulich wegen eines älteren Stücks über #metoo alle Augen auf sie gerichtet. Sie hat die Formel geknackt: Wer nichts zu sagen hat, dennoch Leute zum Zuhören bringen will, erklärt sich selbst zur Gegner_in der Political Correctness und haut ein paar Jokes raus, die auch dann nicht lustig wären, wenn man über die massive Menschenfeindlichkeit hinwegsehen würde. [5]

So hat sich letztes Jahr an Karneval schon Annegret Kramp-Karrenbauer mit einem anti-queeren „Witz“ blamiert, Lisa Eckhart zieht nach. Während sie alte Tropen wie den geldgeilen und grapschenden Juden straight out of NS-Propaganda hervorholt, stand mit ihr ein weiterer Klassiker auf der Bühne: der deutsche oder österreichische Clown, dem für zwei Minuten Fame kein bisschen Judenhass zu viel ist. [6]

Fußnoten:

[1] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/was-darf-satire-antisemitismusvorwurf-nach-wdr-beitrag-von-kabarettistin-eckhart/25802590.html

[2] https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/judenhass-im-deckmantel-der-satire/?fbclid=IwAR2jOk9lvh4P7tSWdnClLjdJZ0Bh7PPtTc_kcwxGCu_d506ExjBaDR8OGCs

[3] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/was-darf-satire-antisemitismusvorwurf-nach-wdr-beitrag-von-kabarettistin-eckhart/25802590.html

[4] https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/judenhass-im-deckmantel-der-satire/?fbclid=IwAR2jOk9lvh4P7tSWdnClLjdJZ0Bh7PPtTc_kcwxGCu_d506ExjBaDR8OGCs

[5] https://taz.de/Lisa-Eckhart-und-der-Antisemitismus/!5679755/

[6] https://taz.de/Lisa-Eckhart-und-der-Antisemitismus/!5679755/