Wasserwerfer, Hundestaffel, BFE und co.: fragwürdiger Polizeieinsatz bei Protesten gegen den AfD-Aufzug in Rostock

Gerade einmal 300 Anhänger*innen kamen gestern zum Aufzug der AfD in den Rostocker Stadtteil Lütten Klein. Ihnen gegenüber standen mehr als 900 Gegendemonstrant*innen. Zu den Protesten hatten unter anderem das Bündnis Rostock nazifrei und der Verein Rostock hilft aufgerufen. Die Polizei war mit einem martialischen Großaufgebot vor Ort.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Demonstrationen von Rostock nazifrei und Rostock hilft

Rostock hilft hatte zu einer Demonstration von der Gemeinschaftsunterkunft in der Möllner Straße zum Netto Parkplatz an der Warnowallee aufgerufen, wo anschließend die Demonstration von Rostock nazifrei startete. Gleichzeitig wurden mehrere Mahnwachen im Umfeld des AfD-Sammelpunkts durchgeführt.

Erst nach dem Start der knapp 300 AfD-Anhänger*innen durfte die Rostock nazifrei Demo losgehen. Mit Sprechchören wie „Ganz Rostock hasst die AfD“ verlief der Aufzug quer durch das dicht bewohnte Plattenbaugebiet. Entlang der Route standen BFE-Einheiten, die den Anwohner*innen des Viertels den Eindruck vermitteln konnten, es handelte sich um einen potenziell gefährlichen Aufmarsch. Tatsächlich war die Demo lautstark und bunt – und durchweg friedlich.

Zurück in der Nähe der Warnowallee wollte die Polizei die Demo stoppen. Das funktionierte nicht und immer mehr Demonstrant*innen ströhmten in Richtung Lütten Kleiner Boulevard, wo die AfD ihre Abschlusskundgebung abhielt. Schließlich sperrte die Polizei den kompletten Weg in Richtung Bouleward. Dabei kam es zu Angriffen einzelner Beamt*innen auf einige Geflüchtete, die an der Demo teilnahmen. Schließlich zog die Hundestaffel auf, die jedoch an dieser Stelle nicht zum Einsatz kamen.

Polizei zwischen demonstrativer Freundlichkeit und sinnloser Aggression

Die knapp 1000 Menschen, die sich in Lütten Klein der menschenverachtenden Hetze der AfD entgegenstellten, protestierten lautstark und entschlossen, aber durchweg friedlich. Selbst als die AfD-Politikerin Petra Federau direkt vor einer Menge junger Gegendemonstrnat*innen ohne Polizeischutz vorbei lief, machte niemand Anstalten, sie in irgendeiner Form körperlich anzugehen.

Dem bunten Auftreten der Unterstützer*innen von Rostock nazifrei und co. standen die teilweise alkoholisierten Anhänger*innen der AfD, die unter anderem durch wilde Pöbeleien und Hitler-Grüße auffielen, gegen die die Polizei jedoch nicht einschritt.

Das zunächst freundliche Auftreten der Polizei kann nicht über das martialische Aufgebot von BFE-Greifstrupps, Wasserwerfern und Hundestaffeln hinwegtäuschen. Anstatt der AfD einen zügigen Ablauf ihres Aufzug nahezulegen, wurde die Demonstration von Rostock nazifrei im engen Geleit von Polizeieinheiten durch Lütten Klein geführt und immer wieder aufgehalten. Gleichzeitig wurden Antifaschist*innen, die sich in der Innenstadt trafen und gemeinsam zur Demonstration fahren wollten, zunächst von der Polizei daran gehindert, ihr Recht auf Versammlungsfreiheit auszuüben. Erneut versuchten Beamt*innen ihre Kennzeichnung zu verdecken, indem sie ihre Schlagstöcke oder andere Ausrüstungsgegenstände vor ihre individuellen Nummern hielten. Einige Polizist*innen hatten ihre Nummern garnicht erst an den Uniformen angebracht.

Nach der offiziellen Beendigung der Rostock nazifrei Demo bildete sich eine Spontandemonstration in Richtung S-Bahn Haltestelle Lichtenhagen über die Sammelunterkunft in der Möllner Straße. Auch diese Demo verlief friedlich, und die Polizeibeamt*innen wurden sichtlich entspannter.

Auch am 11. Juni: Protest gegen die AfD auf die Straße tragen

Obwohl die Teilnehmendenzahl weiter zurückging, hat die AfD für den 11. Juni einen erneuten Aufmarsch in Lütten Klein angekündigt. Ein fettes Danke geht raus an alle Demonstrant*innen, die sich gestern lautstark und bunt dem blau-braunen Mob der AfD entgegengestellt haben. Ganz Rostock hasst die AfD! Auch am 11. Juni gilt: alle nach Lütten Klein! Rostock ist keine Homezone für Rassist*innen!