Wenige Wochen vor den Bundestagswahlen: Dutzende AfD-Gruppen auf Facebook gekapert

Screenshot des Bekenner*innenvideo des "Propagandaministers" Shahak Shapira. Insgesamt wurden 31 AfD-nahe Gruppen auf Facebook von der Satirepartei DIE PARTEI gekapert.

Diesen Sonntag übernahmen Aktivist*innen der Satirepartei DIE PARTEI gemeinsam mit dem Autor Shahak Shapira, mehrere dutzend Facebook Gruppen aus dem Umfeld der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ (AfD). Insgesamt sind 31 Gruppen mit ca. 180.000 Mitglieder betroffen. Während weite Teile des Internets die Aktion gegen die AfD feiert, schäumen deren Anhänger*innen vor Wut.

Von Franziska Wilke, Julian Feller und Marko Neumann

Am Sonntag haben Mitglieder von „Die Partei“ als Administratoren dutzende geheime Facebook-Gruppen der AfD gekapert und sie auf öffentlich gestellt. In einem Video verkündete der Satiriker der Partei Shahak Shapira die Facebookgruppen, die voll Fake News und rassistischer Hetze wären, seien unter der Kontrolle der Satirepartei. [1]

Die MACHTÜBERNAHME

Die PARTEI hat die Kontrolle über 31 geheime AfD-Facebook-Gruppen mit 180.000 Mitgliedern. Diese Botschaft bekommen sie jetzt zu sehen:

Gepostet von Shahak Shapira am Sonntag, 3. September 2017

Das verlautbarte der Satiriker und Parteimitglied Shahak Shapira in einem Statusbeitrag auf Facebook mittels eines Videos. Es sei ihren Mitgliedern gelungen, mit gefakten Facebook-Profilen in 31 geheimen AfD-Gruppen so an Einfluss zu gewinnen, dass diese die Admin-Ebene erreichten! Man hat danach die eigentlichen Administratoren gelöscht, die versteckten und verborgenen (geheimen) Facebook-Gruppen “öffentlich” gemacht und den Namen der Gruppe geändert. [2]

In allen Gruppen hat Satiriker Shahak Shapira ein Video verbreitet, in dem er die Verbindungen zur AfD aufdeckt: So seien die Gruppen „in enger Abstimmung mit Funktionären der Partei gegründet“ worden, zudem habe „der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Jung [die Gruppen] genau beobachtet“ und kritische Mitglieder rauswerfen lassen. Auch beschreibt Shapira, wie Bots beim Aufbau der Gruppen benutzt wurden. „Von nun an werden Sie ausschließlich von echten Menschen verarscht“, sagt er im Video. [3]

Erste neue Gruppenregeln gibt es auch schon, so Shapira: „Hetze gegen Muslime ist ab sofort gegen Mekka auszurichten. Kritik am Gender-Irrsinn muss geschlechtsneutral formuliert werden.“ Die AfD disqualifiziert er als nicht regierungsfähig. „Wer eine Facebook-Gruppe nicht aufrecht erhalten kann, wird es mit einem ganzen Land erst recht nicht schaffen.“ [4]

In dem Clip erklärt Shapira den Gruppenmitgliedern, wie die Social-Media-Strategie der AfD funktioniert: Besonders Männer zwischen 40 und 50 Jahren würden gezielt in diese Gruppen eingeladen, Männer, die sich mit den sozialen Medien nicht so gut auskennen. Einmal Mitglied, bekämen sie fortan immer mehr Freundschaftsanfragen von rechten Profilen – die Gruppen funktionieren wie ein Verteiler. Das Gemeine daran: Diese Freundschaftsanfragen kämen nicht von echten Menschen, sondern Bots, die automatisiert tausende Menschen adden, sie dann in noch mehr Gruppen einladen und in all diesen Gruppen automatisiert Inhalte posten. [5]

Viele Gruppen waren bisher Zusammenschlüsse von Anhängern verschiedener prominenter AfD-Politiker. Aus den Sympathisanten von Björn Höcke, Beatrix von Storch oder Alexander Gauland werden durch die umbenannten Gruppennamen nun Fans von Kabarettist und „Partei“-Kanzlerkandidat Serdar Somuncu, Satiriker Shahak Shapira oder Fußball-Weltmeister Jerome Boateng, den Gauland im vergangenen Jahr nicht als Nachbar haben wollte. Die Gruppe „Die Wahrheit über die Antifa“ heißt jetzt „I love Antifa“, aus „Heimat-Liebe” wurde „Hummus-Liebe” und die „AfD-Freunde” wurden zu „Die Partei-Freunde”. [6]

Shapira zufolge sei die Aktion von langer Hand geplant gewesen: „Mein Team und ich haben die Gruppen vor elf Monaten infiltriert, nun übernehmen wir die Macht“, sagt er in dem Facebook-Video. [7] In den Gruppen geht es seitdem hoch her. Bisherige Mitglieder wettern gegen die „linksroten Gutmenschen“, die sie unterwandert hätten, der „Partei“ verbundene Facebooknutzer*innen trollen, was das Zeug hält gegen die AfD-Menschen. [8]

Fußnoten:

[1] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1062523.die-partei-kapert-afd-facebookgruppen.html

[2] https://www.mimikama.at/allgemein/die-partei-kapert-afd-gruppen/

[3] https://www.heise.de/newsticker/meldung/Die-Partei-uebernimmt-31-Facebook-Gruppen-der-AfD-3820718.html

[4] http://www.n-tv.de/panorama/Die-Partei-kapert-AfD-Seiten-bei-Facebook-article20014895.html

[5] http://www.bento.de/today/die-partei-und-shahak-shapira-kapern-ueber-30-afd-facebook-gruppen-1653842/

[6] https://www.welt.de/politik/deutschland/article168266735/Die-Partei-uebernimmt-30-geheime-Facebook-Gruppen-der-AfD.html

[7] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1062523.die-partei-kapert-afd-facebookgruppen.html

[8] http://taz.de/Anti-AfD-Aktion-der-Partei-Die-Partei/!5444275/