Zur Geschichte der Antifaschistischen Aktion – ein historischer Abriss

Die Antifaschistische Aktion gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas und darüber hinaus, als Symbol des antifaschistischen Widerstandes

Antifaschistische Gruppen und Initiativen gibt es fast genauso lange wie faschistische Bewegungen selbst. Immer wieder hat sich der Antifaschismus in Deutschland gewandelt, um sich neuen Herausforderungen stellen zu können. Wie entstand die Antifa und welche Entwicklung machte sie durch und welche Aufgaben stehen für die Zukunft an?

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Die Antifaschistische Aktion

Zu Beginn der 1930er Jahre entstand die „Antifaschistische Aktion“ auf Initiative der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Gründung im Mai 1932 war der späte Versuch, im Sinne einer Einheitsfrontpolitik die Arbeiterbewegung jener Zeit im Kampf gegen die drohende Machtübertragung auf die Nationalsozialisten der NSDAP zu sammeln. Bereits kurz nach der Machtübertragung wurden die meisten Aktivist*innen inhaftiert, nur wenige konnten den Widerstand über einige Monate hinaus aufrecht erhalten.

Nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus war die Entnazifizierung auf Grundlage des Potsdamer Abkommens zunächst antifaschistischer Anspruch der alliierten, bestehend aus USA, England, Frankreich und nicht zuletzt der Sowjetunion. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

In den westlichen Besatzungszonen – der späteren BRD – wurde mit Beginn der 1950er Jahre ein Großteil von Funktionsträgern aus der Nazizeit in wesentlichen gesellschaftlichen Bereichen übernommen und integriert. Auch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse änderten nichts an dieser Kontinuität, welche die Gesellschaft der BRD prägte. Auch in der späteren DDR fassten ehemalige NSDAP Kader niederen und mittleren Ranges Fuß in der vermeintlich sozialistischen Gesellschaft. Bereits 1947 hatten sich ehemalige Widerstandskämpder*innen, Überlebende und Verfolgte des NS-Regimes zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) zusammengeschlossen. Die VVN arbeitete vor allem im Bereich der Erinnerungspolitik und legte eine Menge Material über „ehemalige“ Nazis offen.

Sensibilisierung und Umbruch

Die Jahre 1979 und 1980 waren zunächst Höhepunkte antifaschistischer Aktivitäten und Diskussionen im damaligen Westdeutschland. Dies lag zum einen an der Tatsache, dass 1979 Morde, die während der NS-Zeit begangen worden waren, verjähren sollten und zum anderen lag es an der Kanzler-Kandidatur des ultrarechten CSU-Politikers Franz-Josef Strauß zur Bundestagswahl 1980. Die „Stoppt Strauß“-Kampagne gab der antifaschistischen Bewegung neuen Schwung. Nicht zuletzt die Ausstrahlung der mehrteiligen US-amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“ begünstigte die Entwicklung eines zunehmenden antifaschistischen Selbstbewusstseins in der Bundesrepublik. Die Anfang der frühen 1980er Jahre angestoßene antifaschistische Sensibilisierung hielt nicht lange. Andere Themen überlagerten das politische Bewusstsein. Die Ablehnung von Atomenergie und die Angst vor einem Dritten Weltkrieg standen im Fokus. Mit dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik änderte sich antifaschistisches Engagement wieder einmal völlig.

Die Wende

Der einsetzende deutschnationale Taumel Anfang der 1990er Jahre, die nationalistisch-aggressive Aufladung von Ideen wie „Wir sind das Volk“ waren Ursachen und Nährboden zugleich für das Entstehen neofaschistischer Gruppen. Besonders in Ostdeutschland bildeten sich Neonazi-Cliquen, die bald ganze Städte unsicher machen sollten.

Gleichzeitig machte die linke Bewegung eine neue Wandlung durch. War Antifaschismus in Westdeutschland bis in die 1980er Jahren lediglich ein Teilbereich der linken Protestbewegung gewesen, entwickelte sich nun eine eigene antifaschistische Bewegung. Autonome Antifa Gruppen gründeten sich in ganz Deutschland. Die Pogrome in der Bundesrepublik und die Debatte um die defacto Abschaffung des Asylrechts in Deutschland begünstigten diese Entwicklung. Im Zentrum antifaschistischen Widerstands stand damals nicht selten die Parole „Antifa heißt Angriff!“, was in diesem Kontext bedeutete, sich aktiv, offensiv und gegebenenfalls militant gegen Naziangriffe zur Wehr zu setzen.

Anfang der 1990er Jahre diskutierte mensch innerhalb der Antifa-Szene über mögliche Aktionsformen. Das Ergebnis waren unter anderem die Gründung der Antifaschistischen Aktion / Bundesweite Organisation (AA/BO) und das Bundesweite Antifatreffen (BAT). Beide Projekte existierten bis 2001 nebeneinander, bis sie sich selbst auflösten.

Fazit

Antifaschismus wird zwar immer von Vielen als hauptsächlich praktischer Ansatz empfunden, aber er muss weitreichender sein. Das bedeutet den Blickwinkel für andere gesellschaftliche Konfliktfelder zu öffnen. Die Proteste der Antikriegsbewegung, die Aktionen der globalisierungskritischen Bewegung und die sozialen Proteste gegen die Agenda 2010, die Fortführung und Verschärfung sozialer Ungleichheit, sowie die aktuelle Bankenkrise bilden ebenfalls wichtige Kristallisationspunkte für die antifaschistische Bewegung. Antifa zu sein, bedeutet heute mehr als nur „gegen Nazis“ zu sein. Die gesellschaftlichen Ursachen für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gilt es auch über 70 Jahre nach der Nazi-Barbarei und über 20 Jahre nach den Pogromen von Rostock/Lichtenhagen und anderswo aufzuzeigen und zu bekämpfen.