AfD-Mahnwachen in M-V: Das totale Desaster der Wutbürger

Nach den Ausschreitungen im sächsischen Chemnitz vergangenes Wochenende rief der AfD-Landtagsabgeordnete Ralph Weber zu „Mahnwachen“ vor den Rathäusern mehrerer Städte in M-V auf. Das Ergebnis des Aufrufes war ein totales Desaster für die Rechtspopulist*innen: während nur wenige AfD-Anhänger zu den nichtgenehmigten Veranstaltungen kamen, mobilisierten antifaschistische Initiativen teilweise mehrere hundert Menschen zu Gegenkundgebungen. Auch AfD-intern ist Webers Aufruf umstritten.

Von Janin Krude, Marko Neumann und Julian Feller

Mehr als 150 gegen AfD-Hetze in Greifswald auf der Straße

Etwa 40 AfDler*innen kamen gegen 19 Uhr zum Greifswalder Rathaus. Mehr als 150 Gegendemonstrant*innen protestierten gegen die Instrumentalisierung der Ereignisse in Chemnitz durch die AfD. Schließlich stellten sie sich direkt vor das Rathaus, nachdem sich die Wutbürger nach kurzer Zeit von dort entfernten. Fotos gibt es bei Greifswald für Alle.

Schwerin: „Nationalismus ist unlogisch – Mr. Spock“

In der Landeshauptstadt versammelten sich knapp 40 AfD-Anhänger*innen, doch Trauerstimmung konnte bei der AfD kaum aufkommen. Die mehr als 50 Gegendemonstrant*innen zeigten u.a. mit lauten Trommeln, was sie von der Hetze der AfD halten. Während sich die AfD die Beine in den Bauch stand und nach nicht einmal einer Stunde wieder den Platz verließ, war die Stimmung bei den Gegendemonstrant*innen mit VoKü und kreativen Transparenten ausgelassen. Mit Slogans wie „Nationalismus ist unlogisch – Mr. Spock“ wurde der AfD klar gemacht, was von ihnen zu halten ist.

Politische Buchlesung auf Wismarer Marktplatz

In Wismar haben sich gerade einmal 18 AfD-Anhänger*innen zusammengefunden. Sie standen wort- und inhaltslos herum. Ihnen gegenüberstanden mehr als 70 Menschen, die sich zu einer spontanen politischen Buchlesung auf dem Markt getroffen haben. Auch der Wismarer Bürgermeister Thomas Beyer nahm an der Lesung teil. Einige Bilder gibt es bei Wismar für Alle.

AfD-Kundgebung in Rostock scheitert dank antifaschistischen Engagement

Mehr als 300 Menschen versammelten sich in der Hanse- und Universitätsstadt vor dem Rathaus, um gegen die auch dort angekündigte AfD-Kundgebung zu protestieren. Anders als in anderen Städten konnte die AfD sich hier nirgendwo etablieren. Kleine Grüppchen von AfD-Anhänger*innen schlichen über den Neuen Markt, wurden aber freundlich und bestimmt aufgefordert, den Platz zu verlassen. Wie in der Vergangenheit wollten sich auch dieses Mal aktive Nazi-Kader der AfD anschließen. Um kurz nach 20 Uhr zogen die Gegendemonstrant*innen mit einer lautstarken Sponti durch die Innnenstadt.

Protestkundgebung in Neubrandenburg

Auch in der Viertorestadt konnte die AfD kaum Fuß fassen. Weniger als 30 Wutbürger kamen zusammen und zündeten einige Kerzen an. Ihnen gegenüber standen mehr als doppelt so viele Protestierende, die die Instrumentalisierung des Toten in Chemnitz durch die AfD nicht hinnehmen wollten.

Vereint gegen Neonazis und Rassismus in Stralsund

Ganze 12 AfD-Anhänger*innen kamen zur nicht-angemeldeten Kundgebung. Unter dem Motto „Vereint gegen Neonazis und Rassismus“ kamen etwa 40 Menschen jeden Alters zur Gegenkundgebung.

Insgesamt waren die Rechtspopulist*innen vergangenen Montag überall in der Unterzahl. Zwar konnten in einigen Ständen mehrere dutzend AfD-Anhänger*innen mobilisiert werden, der große Erfolg blieb jedoch aus. Im Gegenzug hat sich gezeigt, dass die antifaschistischen Strukturen auch in kürzester Zeit mobilisierungs- und aktionsfähig sind. Zudem hat der eigenmächtige Aufruf zu den unangemeldeten Demos des AfD-Rechtsaußen Ralph Weber noch ein parteiinternes Nachspiel, wie die Schweriner Volkszeitung berichtet.

Am 22. September will die AfD durch die Rostocker Innenstadt marschieren und hat dazu Bernd Höcke eingeladen. Zivilgesellschaftliche Initiativen bereiten den Gegenprotest vor. Achtet auf Ankündigungen und bleibt informiert! Nutzt dazu auch diese Kanäle:

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