Bündnisgrüne verhelfen rechtsextremen Popsänger zum Auftritt in Rostock

Die Grünen haben dem rechtsextremen Verschwörungsideologen Xavier Naidoo den Weg nach Rostock geebnet. Nachdem zunächst ein städtisches Auftrittsverbot für öffentliche Liegenschaften der Hanse- und Universitätsstadt in der Bürgerschaft beschlossen wurde, legte Oberbürgermeister Madsen Widerspruch ein. Während der heutigen Bürgerschaftssitzung knickten Bündnis90/Die Grünen ein und verhalfen damit dem Reichsbürger Naidoo defacto zu einem Auftritt in Rostock. Der vorgeschobene Grund: ein Auftrittsverbot sei rechtlich nicht haltbar – eine Behauptung, die nicht nachgewiesen wurde.

Von Franziska Wilke und Janin Krude

Eigentlich sollte Soul-Sänger Xavier Naidoo im August 2021 in der Rostocker Stadthalle auftreten. Aufgrund zahlreicher kontroverser Aussagen und seiner Nähe zum rechtspopulistischen Milieu schob die Bürgerschaft Rostock dem Konzert einen Riegel vor. Mitte Mai stimmte eine Mehrheit gegen einen Auftritt des 49-jährigen, was zwar kein generelles Auftrittsverbot darstellte, das Konzert in der Stadthalle jedoch verhindert hätte. [1]

Die Stadtverwaltung hatte dagegen auf den Gleichheitsgrundsatz verwiesen und rechtliche Bedenken gegen das Konzertverbot geäußert. Kein Veranstalter oder Künstler dürfe ausgeschlossen werden, weil der Vermieter von Einrichtungen deren religiösen oder politischen Ansichten nicht teile. Dieser Bewertung schloss sich Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) an. Er legte daher Widerspruch ein, weshalb sich der Stadtrat abermals mit dem Thema zu befassen hatte. [2]

Der angekündigte Rückzieher der Grünen sorgte für Enttäuschung bei SPD und der Linken, die einen Auftritt des ehemaligen Söhne Mannheims-Sängers weiterhin verhindern wollen. „Die Grünen sollten keine Angst haben vor der eigenen Courage. Lasst uns den Beschluss wiederholen!“, forderte Linken-Politikerin Eva-Maria Kröger. Die Wahrscheinlichkeit eines nun doch stattfindenden Auftritts Naidoos beeinflusst dies nicht. Ohne die Unterstützung der Grünen wird es vermutlich keine erneute Mehrheit geben. [3]

Auch in anderen Städten regt sich Widerstand gegen geplante Konzerte des umstrittenen Sängers. Zum Beispiel wurde im Landtag von Baden-Württemberg die Forderung laut, den Vertrag für ein Naidoo-Konzert in Kloster Wiblingen aufzulösen. Und die Geburtsstadt des Sängers, Mannheim, will den dort geplanten Auftritt am 9. Oktober verhindern. Damit reagieren die lokalen Behörden unter anderem auf ein Video, das Naidoo kürzlich zusammen mit einer Reihe von Rappern veröffentlicht hatte. Darin werde zur Bewaffnung und zur Auflehnung gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen. [4]

Fußnoten:

[1] https://www.rollingstone.de/naidoo-konzert-in-rostock-findet-vielleicht-statt-2319955/

[2] https://www.br.de/nachrichten/kultur/stadtrat-knickt-ein-xavier-naidoo-darf-in-rostock-auftreten,SaV87wI

[3] https://www.msn.com/de-de/unterhaltung/entertainmentmusic/gr%C3%BCner-r%C3%BCckzieher-xavier-naidoo-konzert-in-rostock-k%C3%B6nnte-doch-stattfinden/ar-AAL6B84

[4] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rostock-Keine-Buergerschaftsmehrheit-gegen-Naidoo-Auftritt,buergerschaft932.html