Presseschau & Demobericht: Rechter Aufmarsch in Rostock endet für AfD im Desaster

Eine Neubelebung der Montagsdemonstrationen der Pegida-Bewegung in Mecklenburg-Vorpommern sollte es werden: doch am Ende standen die weniger als 400 AfD-Mitglieder, rechtsextreme IB-Kader und Neonazis aus dem Kameradschaftsspektrum fast 1000 Gegendemonstrant*innen gegenüber. Bei ständigem Regenwetter und starkem zivilgesellschaftlichen Protest musste der AfD-Aufzug vorzeitig abgebrochen werden. Und das war nicht die einzige Blamage der Rechten an diesem Abend.

Von Janin Krude und Marko Neumann

Gegen eine vermeintliche „Islamisierung“ wollte die AfD vergangenen Montag im Rostocker Nordwesten „demonstrieren“. Anlass waren Überlegungen im Stadtteil Evershagen einen Gebetsraum für Muslime einzurichten. Zwar wurde dieses Vorhaben bereits vor längerer Zeit wieder verworfen, doch das störte offenkundig niemanden bei der AfD.

Nicht zufällig wurde ein Montag für den Aufmarsch ausgewählt. Erst vor Kurzem näherten sich Pegida und AfD in vielen ostdeutschen Bundesländern an und verabredeten Kooperationen, so auch in Mecklenburg-Vorpommern. Der gestrige Aufmarsch kann gut ein Jahr vor den Kommunal- und Europawahlen als Versuch angesehen werden, an die NPD-nahen MVGIDA-Aufmärsche aus dem Jahr 2015 anzuknüpfen.

Betrunkene AfD-Anhänger und Bilges Demographie-Schwäche

Bereits Stunden vor dem angemeldeten Beginn des PegidAfD-Aufmarsches liefen kleinere Gruppen der Rechten durch den Stadtteil, deckten sich teilweise mit Alkohol ein oder versuchten die Protestmahnwachen auszuspähen.

Von den Teilnehmenden der AfD-Veranstaltung sind viele Gesichter von diversen NPD- und NPD-nahen Aufmärschen der vergangenen Jahre bekannt. Gleichzeitig fungierten IB-Aktivisten als Ordner für die Demo. Fotos von der AfD-Demo findet ihr hier.

Als Redner*innen wurden u.a. der AfD-Landtagsabgeordnete Ralph Weber und die Reisekaderin Leyla Bilge, die auf den Ankündigungsflyern für den Aufmarsch als „Frauenrechtsaktivistin“ vorgestellt wurde, angekündigt.

„Hallo Cottbus!“ rief Bilge zu Beginn ihre Rede den AfD-Anhängern entgegen. Promt schallte ihr ein lautes „Neein!“ von den eigenen Anhängern entgegen. Offenbar war ihr entfallen, dass sie in Rostock war. Anschließend fabulierte sie über die Sharia und die Unterdrückung der Frau im Islam. Auch der AfD-Landtagsabgeordneten Ralph Weber verkündete nur wenig Sinnvolles. Man wolle das von den Ahnen vererbte Deutschland erhalten, meinte er. „Geht aufrecht, seid deutsch, sprecht und denkt deutsch!“ fuhr er fort.

Rostock für alle!“: Die Gegenproteste

Das Bündnis Rostock nazifrei und andere Organisationen meldeten mehrere Mahnwachen entlang der Demoroute der AfD an. An einer interreligiösen Andacht in der Thomas-Morus-Kirche nahmen etwa 200 Menschen teil, die sich später den Mahnwachen anschlossen. Insgesamt protestierten über 900 Menschen gegen den rassistischen Aufmarsch der AfD.

Der Alkoholkonsum vieler Rechter und das Mitführen von Glasflaschen sorgten dafür, dass sich der Start des AfD-Auflaufes um eine dreiviertel Stunde verzögerte. Bereits beim Losgehen wurden sie mit Trillerpfeifen und lauten Sprechchören begleitet.

Obwohl die Polizei einen Mindestabstand von 50 Metern zwischen den Protestmahnwachen und dem AfD-Aufzug angeordnet hatte, kamen Gegendemonstrant*innen recht schnell bis auf wenige Meter an den rechten Mob heran. Dabei filmten einige Nazis die Protestierenden mit ihren Handykameras ab.

Nach nur wenigen hundert Metern kamen die Rechten an der Haltestelle Bertolt-Brecht-Straße auf Grund des starken Protestes erneut zum Stehen. Bereits hier diskutierte laut Twitter Hashtag #hro1203 die Polizei mit der Versammlungsleitung über einen Abbruch des Aufzuges, der dann schließlich auch beendet wurde.

Die Polizei

Die eingesetzten Polizeibeamt*innen agierten an diesem Abend gegenüber den AfD-Gegner*innen mehrheitlich deeskalierend. Dennoch wurden vor Ort zwei Wasserwerfer aufgefahren und Hundestaffeln eingesetzt. Zwar schrieb die Polizei via Twitter, es hätte an dem Abend weder Gewahrsamnahmen noch Festnahmen gegeben, doch vermeldete Resistance Rostock, bei der Thomas-Morus-Kirche seien anscheinend wahllos Antifas festgesetzt worden. Auch andere Demo-Teilnehmer*innen berichteten von Übergriffen durch Beamt*innen in der Nähe der Kirche.

Wie bei vergangenen Demonstrationen verstießen viele Beamt*innen gegen geltendes Recht, indem sie keine individuelle Kennzeichnung trugen, wie sie seit Januar diesen Jahres in M-V Vorschrift bei solchen Einsätzen ist.

AfD kündigt für den 9. April weiteren Aufmarsch an

Die AfD hat trotz des für sie desaströsen Verlaufs der gestrigen Demo bereits angekündigt, am 9. April wieder durch Rostock Evershagen marschieren zu wollen. Auch Rostock nazifrei wird wieder vor Ort sein und auf eure Unterstützung angewiesen sein. Also bleibt informiert und achtet auf weitere Ankündigungen! Nutzt dazu auch diese Kanäle:

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Vorläufige Presseschau

Im Folgenden erhaltet ihr eine Übersicht zu den aktuellen Presseberichten. In den kommenden Tagen werden sicher noch weitere Beiträge veröffentlicht.

AfD-Demo gegen Islamisierung – Hunderte Gegendemonstranten OZ 12.03.18

Hunderte AfD-Anhänger demonstrieren gegen Islamisierung in Rostock NK 12.03.18

Erste Montags-AFD-Demo in Rostock-Evershagen SVZ 12.03.18

Rostock: Rund 500 bei AfD-Demo – Gegendemonstration NDR 12.03.18

300 Teilnehmer bei AfD-Demonstration: Gegendemonstration FOCUS 12.03.18

Hunderte bei AfD-Demo gegen angebliche Islamisierung TAG24 13.03.18

„Rostock retten“ – AfD beginnt mit Montagsdemos ER 13.03.18