Rechte Burschenschaften aus Greifswald im Visier des VS

Demonstration von “Aufstehen gegen Rassismus”. Ein Aufschrei gegen die rechtspopulistische "Alternative für Deutschland" (AfD). (Foto: U. Stephan, r-mediabase). Quelle: antifa.vvn-bda.de

Zwei äußerst rechte Verbindungen aus Greifswald werden vom landesweiten Verfassungsschutz genauer unter die Lupe genommen. Überraschend sind die augenscheinlichen Verbindungen zum rechtsextremen Milieu jedoch nicht.

Von Franziska Wilke und Marko Neumann

Der Verfassungsschutz von Mecklenburg-Vorpommern hat die zwei Burschenschaften Rugia und Markomannia Aachen in Greifswald ins Visier genommen und reagiert damit auf Ergebnisse des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). [1]

Gutachten des Bundesamtes für Verfassungsschutz nimmt rechte Burschenschaften ins Visier

Aus dem Gutachten geht auch hervor, dass mehrere AfD-Politiker Kontakte zu den Burschenschaften haben sollen. Das Schweriner Innenministerium wollte den Bericht nicht direkt bestätigen. Das Gutachten sei die Grundlage für die »Sachverhaltsaufklärung« innerhalb der Verdachtsfälle in der AfD, so eine Ministeriumssprecherin. [2]

Nach Quellenlage gebe es in der Burschenschaft „erhebliche Überschneidungen zur NPD“ und zu anderen rechtsextremen Strukturen, heißt es darin. Komning wurde nach eigenen Angaben 1991 während seines Jura-Studiums in Greifswald Mitglied der Burschenschaft Rugia. [3]

Burschenschaft „Rugia“: Im Stil von NS-Propaganda

Die Burschenschaft „Rugia“ mit dem üblichen Wahlspruch „Freiheit-Ehre-Vaterland“ zählt zu den extrem rechten Auslegern der Szene. Aus ihren Veröffentlichungen in sozialen Medien lässt sich ablesen, dass sie die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland weitgehend ablehnt. Den Einträgen zufolge macht sie das „weltoffene, liberale und friedvolle“ Zusammenleben verächtlich und stellt dem das eigene Prinzip von „offensiv, kompromisslos und heimattreu“ gegenüber und begibt sich damit in die Nähe von nationalsozialistischer Ideologie. Die Gruppierung feiert die deutsche Reichsgründung von 1871 als das wichtigste politische Ereignis der vergangenen 150 Jahre und begeht im Stil von NS-Propaganda regelmäßig im Schein von Fackeln ein „Heldengedenken“ an Soldatengräbern oder Erinnerungssteinen. Bilder davon werden in sozialen Medien veröffentlicht. [4]

Rechtsextreme Verknüpfung keine Überraschung

Der Linken-Politiker Peter Ritter betonte, dass Kontakte von Burschenschaften zu rechtsextremen Strukturen nicht neu seien. „Schon Anfang der 2000er waren Führungskader der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD, Mitglied bei Rugia“, sagte Ritter. Es sei fraglich, wie sinnvoll eine Beobachtung sei, wenn die Ergebnisse hinter verschlossenen Türen blieben. [5]

Wenn die Beziehungen zwischen Burschenschaften und rechtsextremen Strukturen jetzt erst aufgearbeitet werden würden, so Ritter, müsse man sich die Frage stellen, was der Verfassungsschutz in MV denn bislang getan habe. [6]

Fußnoten:

[1] https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/burschenschaften-verfassungsschutz-ueberprueft-zwei-verbindungen-in-greifswald-a-1264223.html

[2] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1117398.vs-hat-burschenschaften-in-greifswald-im-visier.html

[3] http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Verfassungsschutz-nimmt-Greifswalder-Burschenschaftler-ins-Visier

[4] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Verfassungsschutz-blickt-auf-Burschenschaften,burschenschaft156.html

[5] https://www.sueddeutsche.de/news/politik/extremismus—greifswald-bericht-verfassungsschutz-beobachtet-burschenschaften-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-190424-99-942810

[6] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/verfassungsschutz-in-mv-sieht-sich-burschenschaften-an-2435288004.html